Medizin

Malaria kam vom Gorilla

Ursprung des Malariaerregers Plasmodium falciparum aufgeklärt

Gorillamännchen im Kongo - hier sind die Infektionsraten mit Malaria bei den Affen am höchsten © Ian Nichols/National Geographic Society

Der Malariaerreger Plasmodium falciparum stammt ursprünglich von den Gorillas und ist von diesen auf den Menschen übergesprungen. Das zeigt eine jetzt in „Nature“ erschienene genetische Vergleichsstudie von Erregerstämmen bei verschiedenen Menschenaffenarten. Sie entkräftet damit auch bisherige Annahmen, nach denen die Schimpansen der ursprüngliche Wirt von Plasmodium falciparum waren. Wann der entscheidende Artensprung stattfand, ist jedoch noch unklar.

Weltweit erkranken jedes Jahr mehrere hundert Millionen Menschen an Malaria. Mehr als eine Millionen Todesfälle jährlich fordert die von Mücken übertragene Tropenkrankheit. Von den fünf bekannten Malariaerregern ist Plasmodium falciparum der an stärksten verbreitetste und tödlichste. Obwohl inzwischen in Behandlung und Vorbeugung einige Fortschritte erzielt worden sind, sind der Ursprung und die natürlichen Reservoire der Malariaerreger bisher noch immer unklar.

Welche Affenart war der Ursprungswirt?

Lange Zeit galt die bei Schimpansen entdeckte Art Plasmodium reichenowi als ihr engster Verwandter und gab Anlass zur Vermutung, dass sich die menschliche Variante zeitgleich mit der Trennung von Mensch und Schimpansenlinie vor mehr als fünf Millionen Jahren entwickelte. Doch innerhalb des letzten Jahres sind eng verwandte Stämme auch bei Gorillas und Bonobos entdeckt worden, so dass jede dieser Affenarten als ursprüngliches Reservoir des Malariaerregers in Frage kommt. Jetzt hat ein internationales Forscherteam unter Leitung von Beatrice Hahn von der Universität von Alabama diese Frage geklärt.

Plasmodium in allen Menschenaffenarten

Für ihre Studie sammelten die Wissenschaftler mehr als 3.000 Kotproben von wildlebenden afrikanischen Menschenaffen, darunter Gorillas, Schimpansen und Bonobos. Die Proben wurden auf Befall mit Plasmodium-Arten durchsucht und Proben mit Malaria infizierter Affen für weitere Analysen ausgewählt. Aus diesen isolierten die Forscher das Genom der Plasmodiumerreger und bestimmten dessen Art und Variante mittels Analyse der DNA. Die Auswertung bestätigte zunächst, dass sowohl Schimpansen als auch Gorillas natürliche Reservoire für insgesamt mindestens neun verschiedene Plasmodiumarten sind.

Die Studie ziert die Titelseite der "Nature" © Nature

Menschlicher Stamm kommt vom Gorilla

Doch nur in einer Affenart stimmten die genetischen Signaturen mit der beim Menschen häufigen Plasmodium-Variante überein. „Alle zurzeit verfügbaren menschlichen Plasmodium falciparum Sequenzen tauchen als eine einzige Linie im G1-Stamm der Gorillaparasiten auf“, erklären die Forscher in ihrem „Nature“-Artikel. „Das deutet darauf hin, dass das menschliche Plasmodium falciparum vom Gorilla stammt, nicht vom Schimpansen, Bonobo oder unseren menschlichen Vorfahren. Und es zeigt, dass alle bekannten menschlichen Stämme aus einem einzigen Artensprung-Ereignis hervorgegangen könnten.“

Zeitpunkt des Artensprungs noch unklar

Demnach muss der Erreger der Malaria irgendwann in einer Gegend, in der Gorilla und Menschen gemeinsam lebten, von einem Organismus auf den anderen übergesprungen sein und sich dann an den Menschen als Wirt angepasst haben. „Noch ist aber unklar, wann der Gorillavariante von P. falciparum in die menschliche Population überging und ob heutige Affenpopulationen noch immer eine Quelle für menschliche Infektionen darstellen.“

(Nature, 23.09.2010 – NPO)

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

News des Tages

Skelett eines ungeborenee Kindes

So entstehen die Knochen des ungeborenen Kindes

Astronomen entdecken jüngsten Transit-Planet

Mehr Blackouts durch Wind- und Sonnenstrom?

Parkinson: Wenn mehr Dopamin mehr Zittern bedeutet

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Blutsauger - Zecken, Mücken und Co.: Kleiner Stich mit bösen Folgen

Vogelgrippe - Vom Tiervirus zur tödlichen Gefahr für den Menschen

Bücher zum Thema

Wächst die Seuchengefahr? - von Stefan H. E. Kaufmann und Susan Schädlich

Der Kampf zwischen Mensch und Mikrobe - 2 CDs (Audio CD) von Stefan H. E. Kaufmann (Erzähler), Klaus Sander (Produzent)

Menschen, Seuchen und Mikroben - Infektionen und ihre Erreger von Jörg Hacker

Viren. Die heimlichen Herrscher - Wie Grippe, Aids und Hepatitis unsere Welt bedrohen von Ernst-Ludwig Winnacker

Der Pilz, der John F. Kennedy zum Präsidenten machte - Und andere Geschichten aus der Welt der Mikroorganismen von Bernard Dixon

Top-Clicks der Woche