Paläontologie

Mammuts waren „Weltbürger“ der Eiszeit

Kein Großsäuger war während der letzten Eiszeit weiter verbreitet als die Mammuts

Das Wollmammut war der am weitesten verbreitete Großsäuger der Eiszeit © Mauricio Antón / PLoS Biology 6 (4): e99. DOI:10.1371/journal.pbio.006009

Das Mammut ist zu Recht der Star unter den Eiszeit-Tieren: Keines von ihnen war damals so weit verbreitet wie dieses zottelige Rüsseltier. Das belegt die bisher genaueste Karte zur weltweiten Verbreitung der Mammuts. Demnach besiedelten die eiszeitlichen Dickhäuter eine Fläche von mehr als 33 Millionen Quadratkilometern und waren damit die erfolgreichsten Großsäugetiere dieser Epoche, wie Forscher im Fachjournal „Quaternary International“ berichten.

Mammut gelten als die Symboltiere für die letzte Eiszeit – und das nicht erst seit den Ice Age Filmen Hollywoods. Die riesenhaften Stoßzähne und Skelette dieser eiszeitlichen Dickhäuter wecken schon lange die Faszination von Forschern und Laien gleichermaßen. Die meisten und best erhaltenen Mammutrelikte stammen aus dem Permafrostboden Sibiriens. Doch Mammutzähne und Knochen wurden auch schon mitten in der US-Großstadt Seattle, auf der griechischen Insel Kreta und sogar in Südspanien entdeckt.

Wo gab es überall Mammuts?

Wie weit diese Rüsseltiere in der Zeit vor 110.000 bis vor 12.000 Jahren tatsächlich verbreitet waren, hat nun Ralf-Dietrich Kahlke von der Senckenberg Forschungsstation für Quartärpaläontologie in Weimar erstmals in einer Weltkarte zusammengetragen. Grundlage für die Karte ist die jahrzehntelange Bestandsaufnahme tausender Fundstellen des Mammuthus primigenius auf drei Kontinenten.

„Auch Fundstellen unter Wasser, vor der nordamerikanischen Atlantikküste und der Nordsee, wurden berücksichtigt“, sagt Kahlke. „Diese Gebiete waren während der Eiszeit durch die niedrigeren Meeresspiegelstände – große Wassermengen der Erde waren in den Gletschern gebunden – trocken gefallen und wurden ebenfalls von Mammuthus primigenius besiedelt.“

Der sibirische Permafrostboden enthält die am besten überlieferten Mammutfunde der Welt © R.-D. Kahlke/ Senckenberg Weimar

33 Millionen Quadratkilometer

Das Ergebnis: Insgesamt besiedelten die eiszeitlichen Dickhäuter eine Fläche von 33.301.000 Quadratkilometern – fast die 100-fache Fläche des heutigen Deutschlands. „Diese Ergebnisse belegen, dass Mammute während der letzten Eiszeit die räumlich am weitesten verbreiteten Großsäuger waren“, berichtet Kahlke. Das Mammut ist damit völlig zum Recht das Symboltier der Eiszeit.

Das Verbreitungsgebiet der Mammuts reichte von Portugal im Südwesten über Mittel- und Osteuropa, die Mongolei, Nordchina, Südkorea und Japan bis nach Nordost-Sibirien, weiter bis zum amerikanischen Mittelwesten und Ost-Kanada, von den Schelfregionen des arktischen Ozeans und Nordwest-Europa bis auf den Grund der heutigen Adria und zu den Gebirgen der Krim.

Konkurrenz höchstens vom Bison

Einzig der eiszeitliche Bison (Bison priscus) brachte es auf eine ähnlich weite Verbreitung wie die Mammuts. Die Bisons waren jedoch deutlich vielgestaltiger als die Fellmammute. „Offenbar war die Toleranz der Mammute gegenüber verschiedenen Umweltfaktoren höher und sie konnten sich in unterschiedlichen Offenlandschaften sehr erfolgreich behaupten“, so Kahlke.

Doch auch bei den haarigen Dickhäutern gab es einige Faktoren, die die Ausbreitung limitierten: Gletscher, Gebirgsketten, Halbwüsten und Wüsten, aber auch Veränderungen des Meeresspiegels oder Wechsel in der Vegetation begrenzten die Verbreitung der Mammuts. „Die Analyse dieser einschränkenden Faktoren ist nützlich, um die Verbreitung von fossilen Tierarten und deren Aussterben – wie bei den Mammuten zum Ende der letzten Eiszeit – zu verstehen“, sagt der Eiszeit-Paläontologe. (Quaternary International, 2015; doi: 10.1016/j.quaint.2015.03.023

(Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen, 17.08.2015 – NPO)

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