Putzen zwecklos? Die Mikroben in unseren Städten haben sich nicht nur bestens an die knappen Ressourcen in der menschengemachten Umgebung angepasst – sie nutzen sogar eigentlich für sie schädliche Substanzen als Nahrung: Desinfektionsmittel. In Proben aus Hongkong haben Biologen Bakterien entdeckt, die gegen Alkohol und Reinigungschemikalien resistent sind und deren Bestandteile als Nahrung verstoffwechseln. Das Team entdeckte zudem hunderte zuvor unbekannte und einige exotische Bakterienarten. Was heißt das für unsere Gesundheit?
Seit der Corona-Pandemie hat der Einsatz von Desinfektionsmitteln zugenommen. Wir bemühen uns, mithilfe von Putz- und Reinigungsmitteln sterile Umgebungen zu schaffen, in denen Mikroorganismen wie Bakterien, Viren, Archaeen und Pilze keine Chance haben. Allerdings sind Mikroben wandelbare Wesen und können sich an ihre Umgebung und auch an Gegenmittel anpassen. Davon zeugen nicht zuletzt die zunehmenden Antibiotika-Resistenzen vieler Bakterien.
Doch wie sieht es mit der Mikrobenreaktion auf Desinfektionsmittel aus? „Unsere Verwendung von Reinigungsprodukten schafft eine einzigartige Umgebung, die selektiven Druck auf Mikroben ausübt, an die sie sich anpassen müssen, um nicht eliminiert zu werden. Aber die Mechanismen, durch die sich Mikroben anpassen und in gebauten Umgebungen überleben, sind nur unzureichend verstanden“, erklärt Xinzhao Tong von der Xi’an Jiaotong-Liverpool University (XJTLU) in China.
Welche Mikroben leben in der Großstadt?
Wie genau die Mikroben auf unseren Putzwahn reagieren, hat ein Team um Tong nun anhand der städtischen Umgebungen in Hong Kong untersucht. Anders als in der Natur haben Mikroorganismen es dort generell schwer: „Gebiete mit vielen Gebäuden sind arm an traditionellen Nährstoffen und essentiellen Ressourcen, die Mikroben zum Überleben benötigen. Daher haben diese gebauten Umgebungen ein einzigartiges Mikrobiom“, erklärt Tong.