Warum werden einige Menschen von Stechmücken geradezu aufgefressen, während andere kaum einen Stich davontragen? Dieser Frage sind jetzt britische Wissenschaftler nachgegangen und haben eine Antwort gefunden, die zu neuen Strategien in der Mückenabwehr führen könnten.
Wie James Logan, Wissenschaftler am Rothamsted Forschungsinstitut in Hertfordshire feststellte, geben einige Menschen Duftstoffe ab, die andere, für die Mücken anziehende Gerüche „maskieren“. Für die Blutsauger wird so die Wirtsfindung erschwert und sie weichen auf andere, leichter auszumachende Ziele aus.
„Unattraktive“ Kühe weisen den Weg
Die Versuche von Logan basieren auf früheren Studien am gleichen Institut, die gezeigt hatten, dass die Anzahl der Fliegen in einer Herde Kühe von der Präsenz bestimmter Tiere in der Herde abhängig war. Wie die Wissenschaftler herausfanden, gaben diese für die Fliegen unattraktiven „Schlüsselkühe“ andere chemische Signale ab als ihre Herdengenossinnen. Wenn diese Tiere auf eine andere Weide umgesiedelt wurden, wurden die verbleibenden Tiere prompt wieder von erheblich mehr Fliegen belästigt.
Jetzt hat Logan die Verhaltensreaktion von Gelbfiebermücken auf die Gerüche von freiwilligen Versuchspersonen getestet, um herauszufinden, ob es ein ähnliches Phänomen auch beim Menschen gibt. Die Moskitos wurden in ein Y-förmiges Rohr gesetzt, durch dessen beide Enden Luft strömte. Der Luftstrom von einem Ende wurde mit dem Geruch einer der Versuchspersonen versetzt, indem diese ihre Hand direkt vor die Rohröffnung hielt. Die Mücken hatten die Wahl zwischen diesem und dem duftlosen Luftstrom.
Maskierungsduft verwirrt Blutsauger
Die Ergebnisse deuten daraufhin, dass es definitive Unterschiede in der Attraktivität verschiedener Menschen für Mücken gibt und dass diese wahrscheinlich auf bestimmte chemische Verbindungen in „unattraktiven“ Personen zurückzuführen sind. Sie wirken entweder direkt abstoßend und damit als Repellents, oder maskieren die eigentlich attraktiven Komponenten des menschlichen Körpergeruchs.
Damit widersprechen die Ergebnisse vorherigen Theorien, nach denen bestimmte Menschen für Mücken nicht anziehend wirken, weil ihnen die attraktiven Duftkomponenten fehlen. Stattdessen scheinen diese zwar vorhanden zu sein, aber durch andere, unattraktive Düfte überdeckt und damit für die Mücken nicht wahrnehmbar zu sein.
Professor Julia Goodfellow, Leiterin des Biotechnology and Biological Sciences Research Council, der die Arbeiten gefördert hat, erklärt: “Die Entdeckung, was eine Person attraktiver für Mücken macht bietet den Wissenschaftlern die Möglichkeit, sichere, natürlich vorkommende Insektenabwehrmittel zu entwickeln, die zudem erheblich effektiver als herkömmliche Produkte sein könnten, da sie in die Wirtfindung der Mücken eingreifen.“ Logan fügt hinzu: „Indem wir die Schlüsselkomponenten identifizieren und verstehen, wie sie funktionieren, sind wir neuen Methoden des Schutzes vor diesen Plagen ein Stück näher gekommen.“
Die Wissenschaftler wollen nun weitere Tests durchführen, bei denen mithilfe eines speziellen Folienschlafsacks der gesamte Körpergeruch von Versuchspersonen aufgefangen und für die Mückentests eingesetzt wird.
(Biotechnology and Biological Sciences Research Council (BBSRC), 20.01.2005 – NPO)