Leben in der Tiefe: Meteoritenkrater wie der Siljan-Krater in Schweden könnten Einfallstore für Mikroben in den „Keller der Erde“ darstellen. Darauf deuten Spuren bakteriellen Lebens in bis zu 620 Meter Tiefe unter dem größten Krater Europas hin. Die beim Einschlag entstandenen Brüche im Gestein könnten den Bakterien den Weg in die tiefe Biosphäre ermöglicht haben, wie die Forscher im Fachmagazin „Nature Communications“ berichten.
Lange galten die tiefen Schichten der Erdkruste als biologisch tot. Inzwischen jedoch ist klar, dass selbst mehrere Kilometer tief unter dem Meeresgrund und der Landoberfläche noch Quadrillionen von Mikroben leben. Die gesamte Biomasse dieser tiefen Biosphäre könnte die der Menschheit weit übertreffen und ihr Artenreichtum ist vermutlich weit größer als die des gesamten oberirdischen Lebens, wie Studien nahelegen.
Bohrkerne aus dem Siljan-Krater
Doch wie kamen diese Mikroben einst in diese Tiefen? Schon länger vermuten Wissenschaftler, dass Meteoriteneinschläge dafür eine wichtige Rolle spielen. „Die Einschläge verursachen Brüche bis in große Tiefen und erzeugen damit Porenraum und die Einschlagshitze treibt hydrothermale Konvektion an – beides ist günstig für tiefe Ökosysteme“, erklären Henrik Drake von der Linnaeus Universität im schwedischen Kalmar und seine Kollegen. Bisher allerdings ist die tiefe Biosphäre gerade in Einschlagskratern kaum untersucht.
Deshalb haben Drake und sein Team dies nun für den größten Krater Europas nachgeholt – den Siljan-Krater in Mittelschweden. Dieser rund 55 Kilometer große Krater entstand vor rund 380 Millionen Jahren und wird inzwischen erneut durch Bohrungen auf Erdgas- und Erdölvorkommen erkundet. Die Forscher haben nun sieben dieser Bohrkerne auf Indikatoren für mikrobielle Tätigkeit näher untersucht.