Subtiler Einfluss: Die Mitochondrien in unseren Zellen sind weniger unabhängig vom Zellkern-Erbgut als bislang gedacht. Denn langfristig halten sich in der mitochondrialen DNA vor allem die Mutationen, die für eine Angleichung an die Kern-DNA sorgen, wie Forscher im Fachmagazin „Science“ berichten. Das könnte auch Konsequenzen für den umstrittenen Einsatz von Spender-Mitochondrien bei Embryonen haben.
Etwa 0,1 Prozent unseres Erbguts sitzen nicht in den Zellkernen, sondern in der DNA der Mitochondrien – der Energieproduzenten der Zellen. Sie werden über die Eizelle an die Nachkommen weitergegeben und vererben sich daher nur über die mütterliche Linie. Nach gängiger Lehrmeinung wird die DNA der Mitochondrien damit von der Kern-DNA unabhängig weitergegeben und ist auch nicht von ihr beeinflusst.
Mutationen der Mitochondrien-DNA im Visier
Doch das ist offenbar ein Irrtum, wie nun Wei Wei von der University of Cambridge und seine Kollegen festgestellt haben. Für ihre Studie hatten sie das mitochondriale Erbgut von knapp 1.526 Müttern und ihren Kindern analysiert und verglichen. Im Fokus standen dabei Mutationen der Mitochondrien-DNA. „Wir wollten sehen, wie dies den Ursprung mitochondrialer Krankheiten erklären kann“, sagt Wei.
Wie die Forscher berichten, lag die Mutationsrate des Mitochondrien-Erbguts deutlich höher als die der Kern-DNA. Knapp die Hälfte der Versuchspersonen wiesen Mutationen auf, die mindestens ein Prozent ihrer mitochondrialen DNA betrafen. Nur ein Teil dieser Mutationen wird jedoch an die Nachkommen weitergegeben. „Sonst würde jede Generation von einer Zunahme an potenziell schädlichen Genvarianten begleitet werden“, so die Wissenschaftler.