Mönchsgrasmücken teilen sich innerhalb von nur 50 Jahren in unterschiedliche Populationen auf. Diese Einschränkung der Fortpflanzung, die den ersten Schritt der Artbildung darstellt, geschieht um einige Zehnerpotenzen schneller als bisher angenommen, schreiben Freiburger Forscher im Wissenschaftsmagazin „Current Biology“.
Artbildung ist der zentrale Prozess in der Evolution, der zur biologischen Vielfalt führt. Artbildung entsteht, wenn Individuen sich nicht mehr zufällig untereinander fortpflanzen, sondern die Fortpflanzung eingeschränkt ist und nur noch innerhalb von Populationen stattfindet. Dieser Prozess dauert ein bis mehrere Millionen Jahre an – normalerweise.
Deutsche Mönchsgrasmücken in England
Um 1960 fingen jedoch süddeutsche Mönchsgrasmücken an, ein neues Winterquartier in Großbritannien zu entdecken. Statt traditionell in Spanien zu überwintern, flogen die Vögel im Herbst auf die britischen Inseln. Die Zugstrecke, die die Vögel zurücklegen mussten, ist kürzer. Außerdem fanden sie gute Nahrungsbedingungen vor, da die Winterfütterung von Vögeln bei den Briten sehr verbreitet ist.
Inzwischen finden sich an jedem dritten Futterhäuschen in Großbritannien süddeutsche und österreichische Mönchsgrasmücken ein, während die englischen Mönchsgrasmücken weiterhin nach Süden ziehen. Die süddeutschen Mönchsgrasmücken kamen im Frühjahr gut genährt und vor allem früher wieder aus Großbritannien zurück als ihre Nachbarn, die nach Spanien flogen. Sie konnten daher die besseren Territorien besetzen und einen zunehmenden Anteil in der Gesamtpopulation von Mönchsgrasmücken stellen.