Eine Musiktherapie hilft gegen das lästige „Tinnitus-Rauschen“. Dies hat jetzt eine neue Pilotstudie Heidelberger Forscher belegt. 21 der 23 untersuchten Patienten zeigten bei einer derartigen Behandlung eine zuverlässige Reduktion der Symptome.
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Chronischer Tinnitus ist eine sehr häufige Erkrankung. Bei der Beschreibung der Symptome werden grob die Kategorien „tonal“ – zum Beispiel Pfeifen, Klingeln, Summen, Zirpen – und „nicht-tonal“ (Rauschen, Brummen, Surren, Knacken, Knistern, Rumpeln) unterschieden. Beide Formen können aber auch gemeinsam auftreten. Allerdings wird trotz Erfassung der Klangqualität in den gängigen Behandlungsmodellen des subjektiven, chronischen Tinnitus keine Unterscheidung nach der Klangqualität gemacht.
Tinnitus-Rauschen im Visier
Ein interdisziplinäres Forscherteam des Deutschen Zentrums für Musiktherapieforschung, der Fakultät für Musiktherapie der SRH Hochschule Heidelberg, vom Hals-Nasen-Ohren Klinikum der Universität Heidelberg sowie der Klinik für Neuroradiologie der Universität Homburg hatte für Patienten mit tonalem Tinnitus bereits ein wirksames und neurowissenschaftlich überprüftes Therapiemodell entwickelt. Bei rund 80 Prozent der 193 Patienten erreichten die Wissenschaftler dabei eine deutliche Symptomverbesserung bzw. Symptomauflösung.
Dieser musiktherapeutische Ansatz wurde nun auf den Bereich des Tinnitus-Rauschen ausgeweitet. In einer ersten Pilotstudie erreichten 21 der 23 untersuchten Probanden – das heißt über 90 Prozent – eine zuverlässige Reduktion der Symptome. Die Behandlungsdauer beträgt dabei nur fünf Tage. Der Behandlungserfolg bleibt nach Angaben der Forscher auch über einen Zeitraum von sechs Monaten stabil, weitere Langzeiterhebungen sollen nun erfolgen.
Die Resultate der bildgebenden Verlaufsuntersuchungen zeigen neuroplastische Veränderungen der Gehirnstrukturen. Die aktive Auseinandersetzung mit dem missliebigen Ohrgeräusch bringt eine neuroplastische Veränderung in diesen Strukturen mit sich.
Kardiovaskuläre Einflüsse
Psychophysiologische Messungen der Wissenschaftler haben zudem Anhaltspunkte für kardiovaskuläre Einflüsse auf das Tinnitus-Rauschen gegeben. So besaßen 43 Prozent der untersuchten Patienten erhöhte Blutdruckwerte. Die effektive Kontrolle von Puls- und Blutdruckschwankungen scheint eine wichtige Vorhersagekraft für die weitere Entwicklung der Tinnitussymptomatik zu haben: je besser die Patienten ihren Kreislauf in der Abschlussmessung beeinflussen konnten, desto geringer war die Belastung der Probanden nach sechs Monaten.
Damit ist die Musiktherapie auch bei rauschendem Tinnitus eine schnell wirksame und lang andauernde Behandlungsalternative, so das Fazit der Forscher. Der Einfluss von kardiovaskulären Einflussfaktoren scheint ihrer Meinung nach eine wichtige Rolle zu spielen und sollte in weiterführenden Untersuchungen noch genauer evaluiert werden.
(idw – Deutsches Zentrum für Musiktherapieforschung, 08.09.2009 – DLO)