Hören Menschen auf ihr Bauchgefühl, verhalten sie sich kooperativ. Haben sie Zeit zum Nachdenken, werden sie hingegen egoistischer. Das zeigt ein US-amerikanisches Forscherteam anhand von zehn Spiel-Experimenten. Bei diesen konnten die Probanden jeweils ihren Besitz mit anderen Spielteilnehmern teilen, oder ihn für sich behalten. Das Ergebnis: Je schneller die Testpersonen zu einer Entscheidung gelangten, desto großzügiger waren sie mit ihrem Hab und Gut. Dies bestätigte sich auch, als die Probanden ihre Zeit nicht mehr selbst frei einteilen konnten, sondern die Forscher sie unter Zeitdruck setzten. Das Ergebnis zeige, dass Kooperationentgegen bisherigen Annahmen durchaus intuitiv erfolge und Nachdenken diese kooperativen Impulse sogar hemmen könne, berichten die Forscher im Fachmagazin „Nature“.
Wäre Egoismus für das Überleben im evolutionären Sinnvon Vorteil, würden Menschen bei spontanen Entscheidungen vor allem an sich selbst denken, schreiben David Rand von der Harvard University in Cambridge und seine Kollegen. Jüngste Studien stellten diese Hypothese jedochimmer stärker in Frage. Die Tendenz ginge vielmehr dahin, dass auch moralische Entscheidungen oft intuitiv seien.
Teilen oder horten
Um den Zusammenhang von Intuition und kooperativen Verhalten genauer zu untersuchen, führten die Forscher zehn Experimente durch. Bei jedem dieser Versuche handelte es sich um ein Spiel, in dem die Probanden ihren virtuellen Besitz von 40 US-Dollar jeweils in eine Online-Gemeinschaftskasse gebenoder für sich behalten konnten. Für ihre Studie rekrutierten die Forscher insgesamt 1.955 Personen aus verschiedenen Länderndirekt über die Online-Plattform „Amazon Mechanical Turk“und führten zusätzlich Experimente mit 211 Studenten im Labor durch.
In allen Versuchen waren jene Personenbesonders großzügig, die sich innerhalb von zehn Sekunden entschieden,wie die Psychologen berichten. 67 Prozent der Schnell-Entscheider spendeten ihren Spiel-Besitz an die Allgemeinheit. Bei Probanden, die sich mit ihrer Entscheidung mehr als zehn Sekunden Zeit ließen, taten dies hingegen nur 53 Prozent.