Neu entdeckt und akut bedroht: In Südostasien haben Forscher eine neue Spezies der Haubenlanguren entdeckt – schlanken, baumlebenden Affen mit langem Schwanz. Der neuentdeckte Popa-Langur unterscheidet sich sowohl äußerlich als auch genetisch von den bisher bekannten und kommt nur in Zentral-Myanmar vor. Die Affenart ist akut bedroht, wahrscheinlich gibt es von ihr nur noch rund 250 Tiere, wie die Wissenschaftler berichten.
Sie leben in den Wäldern Südostasiens und kämpfen ums Überleben: Haubenlanguren (Trachypithecus) sind zwar mit 20 Spezies die artenreichste Gattung der Schlankaffen, dennoch ist über ihre Evolution und verwandtschaftlichen Beziehungen bislang kaum etwas bekannt. Denn diese schlanke Affen mit langem Schwanz und wilder Haarmähne leben in entlegenen Regen- und Bergwäldern Südostasiens und sind zudem akut bedroht.
DNA aus Kotproben und Museumsexemplare als Beleg
Dass es unter diesen seltenen Affen eine noch unbekannte Art gibt, haben Christian Roos vom Deutschen Primatenzentrum in Göttingen und seine Kollegen eher durch Zufall entdeckt,. Denn Zeil ihrer Studie war es eigentlich, mehr über die Verwandtschaftsverhältnisse der Haubenlanguren zu erfahren. Dafür analysierten sie Kotproben von acht in Auffangstationen und Zoos gehaltenen Haubenlanguren und sechs Proben, die von Wildhütern in Myanmar gesammelt worden waren auf ihre DN hin.
Zusätzlich führten die Forscher Untersuchungen und DNA-Analysen an einigen historischen Museumsexemplaren von Haubenlanguren durch. „Die genetischen und morphologischen Analysen von Museumspräparaten, die vor mehr als 100 Jahren für das Londoner Naturkundemuseum gesammelt wurden, haben letztlich zu der Beschreibung dieser neuen Art geführt, welches auch durch die Kotproben bestätigt wurde“, erläutert Roos.
Vor einer Million Jahren von den anderen Arten abgetrennt
Denn bei den Untersuchungen stellten die Wissenschaftler fest, dass einige der vermeintlich der Spezies Trachypithecus phayrei zugeordneten Proben und Exemplare nicht zu den anderen passten. Ihre mitochondriale DNA unterschied sich von denen der bisher bekannten Spezies und auch das Äußere war anders: Die Tiere zeigten gegenüber den anderen Languren-Arten subtile Unterschiede in Fellfarbe, Schwanzlänge und Schädelgröße.
Nach Ansicht von Roos und seinem Team spricht dies dafür, dass es sich hier um eine eigene, neue Languren-Art handelt. Diese trennte sich vor rund einer Million Jahren von den anderen Languren ab. Heute kommt die nach dem heiligen Berg der Burmesen getaufte Spezies – der Popa-Langur (Trachypithecus popa) – ausschließlich im Regenwald von Zentral-Myanmar vor. Weil auch zwei Unterarten von T. phayrei sich als echte Spezies erweisen, gibt es nun insgesamt 22 Haubenlanguren-Arten.
Es gibt nur noch 250 Exemplare
Allerdings könnte diese gerade erst identifizierten Affenart schon bald wieder verschwunden sein. Denn insgesamt umfasst die Population der Popa-Languren nur noch 200 bis 250 Tiere, die in vier isolierten Populationen leben. „Es müssen dringend Maßnahmen ergriffen werden, um diese Art vor der Ausrottung zu retten“, betont Koautor Frank Momberg von der Organisation Fauna & Flora International in Myanmar.
Wie die anderen Haubenlanguren sind auch die Popa-Languren vor allem durch den Verlust ihres Lebensraums bedroht. Denn die scheuen Tiere sind auf ungestörte Waldgebiete angewiesen. Diese aber werden durch die gerade in Südostasien drastisch zunehmenden Rodungen und das Vordringen des Menschen in zuvor unberührte Waldgebiete immer rarer. (Zoological Research, 2020; doi: 10.24272/j.issn.2095-8137.2020.254)
Quelle: Deutsches Primatenzentrum GmbH (DPZ) – Leibniz-Institut für Primatenforschung