Neue Gefahr: Unter Korallen in Mikronesien breitet sich offenbar eine bisher unbekannte Krankheit aus. Dabei bilden sich graue Flecken auf dem Gewebe der Nesseltiere – es handelt sich um Biofilme aus Cyanobakterien, wie Forscher berichten. Die gute Nachricht: Unter bestimmten Bedingungen können sich betroffene Korallen von dem Leiden erholen und die Biofilme wieder überwachsen. Entscheidend ist dabei die Hilfe nützlicher Mitglieder ihres Mikrobioms.
Weltweit beobachten Wissenschaftler ein besorgniserregendes Sterben der Korallenriffe: Nicht nur am Great Barrier Reef leiden die Nesseltiere zunehmend unter den Folgen des Klimawandels. Durch die steigenden Wassertemperaturen kommt es an vielen Riffen immer wieder zu verheerenden Korallenbleichen, bei denen die Organismen ihre Algen-Symbionten abstoßen. Ohne ihre Partner können die Nesseltiere allerdings nur kurzfristig überleben und sind außerdem anfällig für andere Krankheiten.
Rätselhafte graue Flecken
Michael Sweet von der University of Derby und seine Kollegen berichten nun von einem neuen Leiden, das die Korallen bedroht: Es macht sich durch graue Flecken bemerkbar, die sich auf dem Gewebe der Nesseltiere ausbreiten. Offenbar gerät bei der langsam fortschreitenden Krankheit das Mikrobiom der Korallen ins Ungleichgewicht – wie bei uns Menschen bestimmen mikrobielle Mitbewohner entscheidend über die Gesundheit der Nesseltiere mit.
Um mehr über diese rätselhafte Erkrankung herauszufinden, beobachteten die Forscher zwischen 2011 und 2018 systematisch Korallenriffe im Indischen und Pazifischen Ozean. Dabei stellten sie fest, dass das „Graue-Flecken-Krankheit“ getaufte Phänomen momentan noch auf die Gewässer rund um Mikronesien beschränkt ist. Doch dort befällt die Krankheit mindestens 18 unterschiedliche Korallenarten.