Forscher der Universität Zürich haben in Afrika eine neue Affenart entdeckt. Sie tauften den Wollmaki, der zur Gruppe der Lemuren gehört, auf den Namen des Schauspielers John Cleese. Avahi cleesei, kommt nur im UNESCO-Weltnaturdenkmal „Tsingy de Bemaraha“ im Westen von Madagaskar vor.
Ein Team vom Anthropologischen Institut entdeckte die Wollmakis bereits auf einer Expedition im Jahr 1990. Schon seit einigen Jahren war den Forschern um Urs Thalmann und Thomas Geissmann klar, dass es sich um eine neue Lemurenart handelt. Geplante Untersuchungen scheiterten aber jeweils daran, dass Forschungsprojekte wegen tropischer Erkrankungen wie Malaria, wegen einer brutalen Bande von Viehdieben, aus finanziellen oder technischen Schwierigkeiten oder wegen der zeitweise unsicheren politischen Lage unterbrochen werden mussten.
Schließlich haben sich die Forscher nun dafür entschieden, Cleeses Wollmaki basierend auf Haaren, Photo-, Video- und Tonbandaufnahmen als neue Tierart zu definieren, nachdem sie Verwechslungsmöglichkeiten durch Studien in den größten Museen der Welt ausschließen konnten. Die Forscher berichten in der neuesten Ausgabe der Fachzeitschrift „American Journal of Primatology“ über Avahi cleesei.
Heimat Madagaskar
Wollmakis sind etwa ein Kilogramm schwere Lemuren, nachtaktiv, leben in kleinen Familiengruppen und ernähren sich vegetarisch von auserlesenen Blättern und Knospen. Lemuren gehören zur Tiergruppe der Primaten, zu der biologisch auch die Menschen gezählt werden. Lemuren kommen ursprünglich nur auf der Insel Madagaskar vor, wo sie sich zu einer spektakulären Vielfalt entwickelt haben. Seit vor etwa 2000 Jahren Menschen mit der Besiedelung von Madagaskar begonnen haben und die Abholzung der Wälder im Zusammenhang mit der rasant wachsenden Bevölkerung zunimmt, ist das Schicksal der Lemuren und vieler anderer einzigartiger Tiere und Pflanzen Madagaskars ungewiss.
Riesenlemuren, welche die Größe von Gorillas erreichen konnten, sind seit einigen hundert Jahren bereits ausgestorben. Die natürliche Einmaligkeit Madagaskars und die unmittelbare Bedrohung der biologischen Vielfalt haben Madagaskar einen traurigen Spitzenplatz als so genannten hottest Hotspot – lodernden Brennpunkt – für die weltweite Naturerhaltung beschert.
John Cleese und die Lemuren
John Cleese, bekannt als Mitglied der britischen Comedy-Truppe Monty Python, hat sich als Pate zur Verfügung gestellt. Mit der Namensgebung ehren die Zürcher Forscher den berühmten Schauspieler, Produzenten und Drehbuchautor für seine Filme, die Lemuren viel Aufmerksamkeit widmen.
Für den Film „Fierce Creature“ darf beispielsweise ein Ringelschwanz-Lemur auf dem Plakat mit Jamie Lee Curtis posieren, und der weniger bekannte, eindrückliche Dokumentarfilm „Operation Lemur with John Cleese“ ist den Lemuren und ihrer bedrohten Heimat Madagaskar gewidmet. Es ist kein Oscar, den John Cleese mit seinen Wollmakis bekommt, sondern etwas noch Exklusiveres: Die Wollmakis werden seinen Namen für immer tragen.
(idw – Universität Zürich, 11.11.2005 – DLO)