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Paläontologie

Neuer Langhals-Dinosaurier in Spanien entdeckt

Qunkasaura pintiquiniestra lebte vor 75 Millionen Jahren auf der Iberischen Halbinsel

Qunkasaura
Der Kopf von Qunkasaura pintiquiniestra ragte fast sechs Meter hoch auf. © José Antonio Peñas Artero

Ein besonderer Fund: Im spanischen Cuenca haben Paläontologen einen neuen Langhals-Dinosaurier aus der Zeit vor 75 Millionen Jahren entdeckt. Die fossilen Überreste dieses Sauropoden sind bei Bauarbeiten an einer Eisenbahnstrecke zum Vorschein gekommen. Zu Lebzeiten war der „Qunkasaura pintiquiniestra“ getaufte Dinosaurier wahrscheinlich knapp über fünf Meter lang und sechs Meter hoch. Sein Vorkommen in Spanien überrascht die Paläontologen allerdings.

Langhalsige Sauropoden wie Brachiosaurus und Diplodocus waren die größten Landtiere aller Zeiten. Manche konnten so hoch wie ein fünfstöckiges Gebäude werden, andere so lang wie zwei aneinandergereihte Busse und so schwer wie zwölf Afrikanische Elefantenbullen. Auch in Europa und sogar in Norddeutschland gab es einst Sauropoden. Da unser Kontinent damals aber noch aus einem Archipel mit zahlreichen Inseln bestand, war für echte Riesen hier kein Platz. Die meisten europäischen Sauropoden waren daher deutlich kleiner als ihre Verwandten auf dem Festland.

Ausgrabung
Die Fossilien wurden in der Nähe von Cuenca ausgegraben. © GBE-UNED

Bauarbeiten öffnen ein Massengrab

Im spanischen Cuenca, zwei Autostunden von Madrid entfernt, haben Paläontologen um Pedro Mocho von der Universität Lissabon nun einen gänzlich neuen europäischen Sauropoden freigelegt. Seine fossilen Überreste waren bereits 2007 bei Bauarbeiten an einer neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke für Züge zum Vorschein gekommen und sind Teil eines urzeitlichen Massengrabes. Über 12.000 Fossilien aus der späten Kreidezeit vor 75 Millionen Jahren haben die Forschenden bereits am Fundort geborgen.

Ausgerechnet unter den letzten in Cuenca ausgegrabenen Knochen haben Mocho und seine Kollegen nun die Überreste des kreidezeitlichen Langhalsdinosauriers identifiziert. Von ihm sind zahlreiche Wirbel sowie Teile des Beckengürtels und der Beine erhalten, womit er der Nachwelt eines der vollständigsten Sauropodenskelette Europas hinterlassen hat. Basierend auf der Größe der Knochen gehen die Paläontologen davon aus, dass der langhalsige Dinosaurier einst etwa sechs Meter hoch aufragte und etwa zehn Meter lang war.

Eine „Königin“ mit Migrationshintergrund

Das Team hat den neuen Dinosaurier auf den Namen „Qunkasaura pintiquiniestra“ getauft, wobei „Qunka“ einer alten Schreibweise von Cuenca entspricht und „pintiquiniestra“ eine Anspielung auf die riesige Königin Pintiquiniestra aus dem spanischen Romanklassiker „Don Quijote“ darstellt. Die Paläontologen ordnen den Dinosaurier in die Gruppe der opisthocoelicaudinen Saltasauridae ein. Das ist ungewöhnlich, denn die meisten spätkreidezeitlichen Sauropoden aus Südwesteuropa gehörten zu den Lirainosaurinae – auch der 2016 ebenfalls in Cuenca entdeckte Lohuecotitan pandafilandi.

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Qunkasaura Skelett
Die Überreste von Qunkasaura sind eines der vollständigsten Sauropodenskelette Europas. © GBE-UNED

Die spanische Ausgrabungsstelle ist damit der einzige Ort, von dem eine Koexistenz beider Sauropoden-Gruppen bekannt ist, wobei sich die Lirainosaurinae wahrscheinlich in Europa entwickelt haben und auch nur dort vorkamen, während Saltasauridae wie Qunkasaura aus Asien eingewandert sein könnten. Wie und wann genau diese Migration stattfand, ist allerdings noch unbekannt.

„Erfreulicherweise befinden sich in der Lagerstätte Lo Hueco auch mehrere noch zu bestimmende Skelette von Sauropoden-Dinosauriern, die möglicherweise neuen Arten entsprechen und uns helfen werden zu verstehen, wie sich diese Tiere entwickelt haben“, erklärt Mocho.

Wie lebten die Sauropoden zusammen?

Die Paläontologen halten es für möglich, dass in der Gegend rund um Cuenca einst drei bis vier verschiedene Sauropoden-Spezies gleichzeitig gelebt haben. Wie die pflanzenfressenden Langhälse sich den Lebensraum teilten und welche ökologischen Nischen sie jeweils besetzten, ist jedoch noch unklar.

Aber: „Es muss etwas Ähnliches passiert sein wie in einigen Gebieten der Savanne, wo es mehrere verschiedene Gazellenarten gibt, die jeweils an verschiedene ökologische Nischen in derselben Umgebung angepasst sind“, vermutet Seniorautor Francisco Ortega von der Nationalen Fernuniversität in Madrid. (Communications Biology, 2024; doi: 10.1038/s42003-024-06653-0

Quelle: Faculty of Sciences of the University of Lisbon

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