Angewachsen oder frei hängend? Die Form unserer Ohrläppchen galt bisher als Paradebeispiel für die dominant-rezessive Vererbung eines Gens. Doch jetzt enthüllen DNA-Analysen: An der Ausprägung der Ohrläppchen sind 49 verschiedene Gene beteiligt – mindestens. Erst ihr Zusammenwirken entscheidet, ob dieses fleischige Ende der Ohrmuschel angewachsen ist oder frei herabhängt.
Dass die Form der Ohrläppchen etwas über den Charakter ihres Trägers verrät, ist ein Mythos – auch wenn im Mittelalter Frauen mit angewachsenen Ohrläppchen sogar als Hexen verfolgt wurden. Klar ist aber, dass es zwei Varianten der Läppchenform gibt: Bei den meisten Menschen hängt der fleischige untere Teil der Ohrmuschel frei und bildet einen Lappen. Deutlich seltener ist die angewachsene Variante. Bei dieser ist der vordere Teil des Läppchens mit der Wange verbunden.
Wer welche Ohrläppchen hat, ist dabei kein Zufall, sondern eine Sache der Genetik: Nach gängiger Theorie wird die Form des Ohrläppchens im dominant-rezessiven Erbgang weitergegeben. Bei diesem schon von Gregor Mendel beobachteten Vererbungsmuster bestimmen zwei Varianten (Allele) eines Gens die Ausprägung. Der Vergleich der Ohrläppchen ist bis heute daher in vielen Schulklassen ein beliebtes Genetik-Experiment.
Freie Läppchen sind dominant
Die Variante für das freie Ohrläppchen ist dominant: Bekommt ein Kind von seinen Eltern mindestens eines dieser Allele, wird es ebenfalls freie Ohrläppchen ausbilden. Die Variante für angewachsene Ohrläppchen ist dagegen rezessiv. Sie werden nur dann ausgeprägt, wenn das Kind von beiden Eltern dieses Allel erhalten hat.