Schnell ausgebreitet: Gerade haben Biologen über das Auftauchen der eingeschleppten Qualle Blackfordia virginica im Nord-Ostsee-Kanal berichtet – jetzt ist die Quallenart auch schon vor Rügen gesichtet worden. In den flachen Boddengewässern nahe der Insel Hiddensee treiben sogar ganze Wolken der kleinen Nesseltiere in der Ostsee, wie die Forscher berichten. Welche Folgen die Ausbreitung dieser nichtheimischen Qualle für andere Meerestiere hat, ist jedoch noch unklar.
Ursprünglich stammt die Quallenart Blackfordia virginica wahrscheinlich aus dem Schwarzen Meer, doch schon seit gut 100 Jahren ist sie vor allem an der US-Ostküste heimisch. Über den Schiffsverkehr aber ist diese Qualle inzwischen auch nach Europa eingeschleppt worden. Zuerst wurde sie nur in Meeresgebieten vor Frankreich und Portugal beobachtet, vor gut zwei Wochen meldeten dann Biologen ihre Präsenz auch im Nord-Ostsee-Kanal und der Kieler Förde.
Schon damals prognostizierten die Forscher eine weitere Verbreitung dieser Meduse in der Ostsee, weil sie besonders gut an das für dieses Meer typische Brackwasser-Milieu angepasst ist.
Quallenwolke im Boddengewässer
Und tatsächlich: Bereits Mitte August haben Sven Dahlke von der Universität Greifswald und seine Mitarbeiter die Qualle Blackfordia virginica nun auch in den Boddengewässern der Insel Hiddensee nachgewiesen. Aufgefallen war diese nur etwa zehn Millimeter kleine Qualle dadurch, dass sie stellenweise zu dichten Ansammlungen zusammengetrieben war.
In dem nur rund 50 Zentimeter tiefen Wasser der ufernahen Boddengebiete schwammen mehrere hundert dieser kleinen Quallenmedusen im Wasser. Sie bildetet eine Wolke von einem halben Kubikmeter Größe, wie die Biologen berichten. Noch müssen genetische Analysen bestätigen, dass es sich tatsächlich um Blackfordia virginica handelt, aber die Biologen sind sich bereits relativ sicher.
Ausbreitung im Gange
Dieser Fund belegt, dass sich die eingeschleppte Quallenart – wie vorhergesagt – immer weiter in die Ostsee hinein ausbreitet. Weitere Untersuchungen müssen nun zeigen, ob die kleine Qualle auch in den anderen Vorpommerschen Boddengewässern schon angekommen ist und wie die weitere Ausbreitung in der Ostsee weiter nach Osten verläuft.
Komplizierter dagegen ist die Klärung der Frage, wie sich dieser kleine räuberische Zooplankter in das bestehende Nahrungsnetz einfügt und welche Folgen dies für die Ökosysteme haben wird.
(Universität Greifswald, 17.09.2018 – NPO)