Von der Wärme angetrieben: Die durch den Klimawandel zunehmenden Wassertemperaturen in der Ostsee verändern den Entwicklungszyklus von Heringslarven, wie Langzeitdaten nahelegen. Der Fischnachwuchs schlüpft immer früher und wächst schneller heran. Das aber führt zu einer Entkopplung vom Nahrungsangebot – und gefährdet letztlich das Überleben der Heringslarven. Für die Ostsee-Heringe bedeutet dies, dass ihre Bestände weniger gut nachwachsen als früher.
Lachs, Kabeljau und Co. sind nicht nur beliebte Speisefische, sondern vor allem ein wichtiger Teil des marinen Ökosystems. Jedoch machen es ihnen vor allem die durch den Klimawandel steigenden Wassertemperaturen weltweit zu schaffen: Sie behindern das Wachstum, fördern die Ausbreitung von Fischparasiten und lassen etwa spät wandernde Lachse aussterben. Zudem verlagern viele Fischarten ihr Verbreitungsgebiet weiter in den Norden, Kabeljau-Larven könnten sich womöglich bald nur noch im Nordpolarmeer entwickeln.
Wie steht es um den Ostseehering?
Ob auch der Ostseehering (Clupea harengus membras) von den Folgen des Klimawandels betroffen ist, hat ein Forscherteam um Benjamin Weigel von der Universität Helsinki untersucht. Dabei interessierte die Wissenschaftler besonders, ob sich der Lebenszyklus der Heringslarven durch die steigenden Temperaturen verändert, da dies das Überleben der Art gefährden und das Verhalten tierischer Räuber im marinen Ökosystem beeinflussen kann.
Für ihre Studie werteten die Forscher Daten einer seit 20 Jahren laufenden Heringslarven-Erhebung aus, die in mehreren Gebieten entlang der finnischen Ostseeküste durchgeführt wurde und untersuchten die Entwicklungsstadien der Larven. „Normalerweise gibt es keine exakten Daten zum Schlüpfen der ersten Larven, also modellierten wir Veränderungen bei den Heringslarven in der Ostsee auf der Grundlage von Auftrittswahrscheinlichkeiten und relativen Häufigkeiten verschiedener Größenklassen von Fischlarven“, erklärt Weigel.