Outdoor-Jacken und wetterfeste Handschuhe sind gerade jetzt im Winter angesagt. Doch wie sich jetzt zeigt, enthält die Funktionskleidung schädliche Chemikalien und dünstet diese auch aus. Das zeigt ein Test im Auftrag von Greenpeace. Alle 17 getesteten Jacken und Handschuhe – allesamt von führenden Outdoormarken – enthielten perfluorierte Chemikalien. Auch Weichmacher und andere Schadstoffe wurden gefunden.
Perfluorierte Chemikalien (PFC) werden seit mehr als 50 Jahren zur Herstellung von Imprägnierungen und Polymeren verwendet. Auch Funktionsmaterialien für Kleidung wie beispielsweise Gore-Tex, die Antihaftbeschichtung von Pfannen oder die Beschichtungen von Teppichböden und Möbeln enthalten diese Stoffe. Durch die starke Verbreitung der Chemikalien finden sie sich auch zunehmend in der Umwelt und im Trinkwasser. Aus Tierversuchen mehren sich jedoch die Hinweise, dass zumindest einige dieser Stoffe krebserregend sind, die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und zu Schilddrüsenerkrankungen führen können.
Um herauszufinden, ob diese Substanzen aus Funktionskleidung ausdünsten und damit direkt an Haut und Atemwege gelangen, hat Greenpeace jetzt 17 Outdoor-Artikel von zwei unabhängigen Laboren auf per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) und andere Schadstoffe prüfen lassen. Bei den Jacken und Handschuhen wurde untersucht, wie viele PFC das Material enthält, aber auch, wie viel davon ausgast.
Schadstoffe in allen Proben nachgewiesen
Das Ergebnis: In allen Proben wurden PFC nachgewiesen. Handschuhe der Marke Mammut enthielten illegale Konzentrationen der gesundheitsschädlichen Perfluorsulfonsäure (PFOS). Der Wert überschreitet den gesetzlichen Grenzwert von einem Mikrogramm pro Quadratmeter um das Neunfache. Jacken von Schöffel, Jack Wolfskin und Mammut enthielten bedenkliche Konzentrationen der giftigen Perfluoroktansäure (PFOA). Hohe Werte weiterer PFCs wie Fluortelomeralkohole (FTOH) wurden in fast allen Jacken festgestellt, Spitzenreiter waren die Jacken von Adidas, Jack Wolfskin, The North Face und Salewa.
Die Ausgasungsversuche ergaben zudem, dass vor allem Kleidung mit relativ kurzkettigen PFCs stark ausdünstet. Spitzenreiter sind hier die Jacken von The North Face, Patagonia sowie Adidas und Salewa. Diese PFC können dann die Raumluft belasten und über die Atmung in den Körper gelangen. Schon vorher hatten Tests gezeigt, dass die Luft in Outdoorläden besonders stark mit PFC belastet ist. Bedenklich sind nach Angaben der Forscher auch einige Test-Ergebnisse anderer Schadstoffe, wie der hormonell wirksamen Weichmacher (Phthalate) oder Nonylphenole. Die höchste Konzentration an letzteren fand sich in einer Kinderjacke von Columbia, die höchste Phthalat-Konzentration in einem Handschuh von The North Face.
Alternativen zu PFCs existieren
„Die Outdoor-Branche wirbt nach wie vor mit unberührter Natur. Aber ihre Kleidung enthält Schadstoffe, die sich inzwischen rund um den Globus nachweisen lassen“, sagt Manfred Santen, Chemie-Experte von Greenpeace. „Das ist vor allem ein Problem in den Produktionsländern. Aber auch bei uns finden wir PFC in der Umwelt, im Trinkwasser und im menschlichen Blut.“
Alternativen zu dieser schadstoffbelasteten Outdoor-Kleidung sind bereits auf dem Markt. Dazu zählen Jacken mit PFC-freien Membranen oder Imprägnierungen aus Polyester und Polyurethan. Auch diese Jacken sind winddicht, atmungsaktiv und halten einem Wolkenbruch stand. „Vor dem Kauf sollten Verbraucher prüfen, ob sie eine Jacke für den Gipfelsturm oder den Spaziergang benötigen. Die schadstofffreien Jacken genügen fast immer“, sagt Santen.
Greenpeace fordert die Outdoor-Industrie auf, konkrete Ausstiegsziele für PFC festzulegen und fluorfreie Alternativen weiter zu entwickeln. Im Rahmen der EU-Chemikaliengesetzgebung gehören alle PFC auf den Prüfstand. Seit dem Start der Detox-Kampagne von Greenpeace im Jahr 2011 haben sich 17 große Textilmarken verpflichtet, bis zum Jahr 2020 auf gefährliche Chemikalien zu verzichten.
Der Greenpeace-Report zu PFC in Funktionskleidung (PDF)
(Greenpeace, 13.12.2013 – NPO)