Die marine „Volkszählung“ im Rahmen des Projektes "Census of Antarctic Marine Life" erstreckt sich nicht nur auf Pinguin, Fisch und Co. sondern auch auf die unangenehmeren Vertreter tierischen Lebens: Die Parasiten. Ein deutscher Forscher war mit dem Forschungseisbrecher "Polarstern" in der Antarktis – immer auf der Suche nach parasitischen Fadenwürmern.
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Der Lebensraum in der eisigen Tiefsee birgt eine ungeahnte Artenvielfalt, die es in großen Teilen noch zu entdecken gilt. Genau das war auch das Ziel der zweieinhalbmonatigen Reise eines Forscherteams aus 14 Ländern mit dem Forschungseisbrecher "Polarstern", einem Schiff des Alfred- Wegener-Instituts in Bremerhaven, vom südafrikanischen Kapstadt aus. Mit im Team auch der Parasitologe Sven Klimpel von der Universität Düsseldorf. Er war den natürlichen Ressourcen und dem Ökosystem der Antarktis auf der Spur.
Pinguine mit Parasiten
Den Forscher interessierte dabei jedoch vor allem um eines: Parasiten, genauer Fadenwürmer, die diverse antarktische Tierarten, darunter auch Pinguine, befallen. An einer der weltweit größten Kolonien von Kaiserpinguinen macht auch die Polarstern Halt. Für den Forscher die Gelegeheit, verendete Tiere zu sammeln und später an Bord im Labor zu sezieren und zu untersuchen. Hierbei konnte Klimpel eine neue, bislang unbeschriebene Parasitenart nachweisen. Außerdem konnte auch geklärt werden, wie die parasitischen Fadenwürmer übertragen werden. Die Hauptnahrung der Pinguine in diesem Gebiet, so das Ergebnis der Untersuchungen, besteht aus Tintenfischen (Cephalopoden) und Krill. "Fest steht jetzt: Die Übertragung der Parasiten auf die Jungtiere geschieht nur über die Nahrung der Elterntiere."
Ebenfalls ertragreich für Klimpel: Ein Flug mit dem Bordhelikopter zu einer Weddelrobben- Kolonie, wo einzigartige Proben genommen werden konnten. Klimpel und seine zwei Düsseldorfer Kollegen waren im Endeffekt höchst zufrieden. Fast überwältigte sie ihre Materialausbeute aus den Fangnetzen. "Erste Untersuchungen an Bord zeigten uns, dass viele Fischarten mit Unmengen von Parasiten infiziert sind, besonders mit dem Walwurm und dem Robbenwurm."
Gleiches Aussehen, verschiedenen Gene
Klimpel konnte nachwiesen, dass es sich bei diesen Fadenwürmern um so genannte "Sibling Species" handelt: Parasiten, die morphologisch, also vom Körperbau her, gleich sind, jedoch im Erbgut deutliche Unterschiede aufweisen. Sie nutzen in ihrem Lebenszyklus diverse Krebstiere, zum Beispiel den Krill, Cephalopoda und Fische als Zwischen- bzw. Transportwirte, die den potentiellen Endwirten wie Walen oder Robben als Nahrung dienen.
"Anhand der Fadenwürmer in den Fische und der eindeutigen genetischen Identifizierung können wir genau bestimmen, welche Wal- bzw. Robbenarten in dem Gebiet wirklich vorkommen, weil die Parasiten spezifisch für die jeweiligen Endwirte sind", resümiert Klimpel. Anhand der Proben, die nun an der Universität Düsseldorf weiter bearbeitet und ausgewertet werden, kann das Forscherteam um Klimpel eindeutige Aussagen über die Verbreitungsmuster von Organismen und ihren Parasiten sowie deren Besiedlungsstrukturen geben. Ein weiterer Beitrag, um das Ökosystem Antarktis zu verstehen.
(Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, 05.03.2007 – NPO)