Wie erkennen die auf Madagaskar lebenden Grauen Mausmakis nachts im Tropenwald den richtigen Partner zur Fortpflanzung? Ganz einfach: In dem sie artspezifische Werbe-Rufe nutzen, so Wissenschaftlerinnen im Online-Fachmagazin BMC Biology.
Der Graue (Microcebus murinus) und der Goldbraune Mausmaki (Microcebus ravelobensis) leben gemeinsam im selben Gebiet an der Westküste Madagaskars und wurden lange für eine Art gehalten. Erst genetische Vergleiche der Teams von Professorin Elke Zimmermann und Ute Radespiel vom Institut für Zoologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover offenbarten, dass es sich um zwei nebeneinander lebende Arten handelt.
Weibchen bis zu vier Tage empfangsbereit
Da bei Paarungen über die Artengrenze hinweg oft keine oder unfruchtbare Nachkommen gezeugt werden, ist es für die Tiere wichtig, einen Geschlechtspartner derselben Art zu finden.
Wie Zimmermann, Sabine Schmidt und Pia Braune jetzt in ihrer neuen Studie zeigen konnten, haben die Mausmakis arteigene Kommunikationslaute entwickelt, mit denen es ihnen möglich ist, den richtigen Partner zu finden. Mit spezifischen Rufen werben die Männchen um die Weibchen, die lediglich an zwei bis vier Tagen am Ende der Trockenzeit empfangsbereit sind.
Werberufe vom Band
„Für unsere Untersuchungen haben wir die Werbe-Rufe der beiden Arten sowie einer weiteren Mausmaki-Art aufgezeichnet und den Grauen Mausmakis vorgespielt. Wir wollten testen, wie sie auf die unterschiedlichen Rufe reagieren“, erklärt Braune. Bei der dritten Art handelt es sich um den Goodman-Mausmaki (Microcebus lehilahytsara). Er lebt in einer anderen Gegend. Seine Werbe-Rufe können dem Grauen und dem Goldbraunen Mausmaki folglich nicht bekannt sein.
Bei den Tests zeigten die Grauen Mausmakis auf die Rufe ihrer Artgenossen sehr viel stärkere Reaktionen als auf die Rufe der Goldbraunen Mausmakis, also der Art, die mit ihnen im selben Areal lebt. Wurden ihnen die arteigenen Rufe vorgespielt, liefen sie beispielsweise zu den Lautsprechern, bei den Rufen der goldbraunen Mausmakis reichte es höchstens zu einer Ohrenbewegung.
Selektionsdruck sorgte für Entwicklung arteigener Paarungslaute
Die TiHo-Forscherinnen schließen daraus, dass die Tiere die arteigenen Rufe erkennen. „Interessanterweise“, ergänzt Zimmermann „reagierten die Tiere auf die Rufe der ihnen unbekannten Art ebenfalls etwas stärker. Wir vermuten dahinter einen Neuigkeitseffekt.“
„Einen Geschlechtspartner derselben Art zu finden, ist für den Fortpflanzungserfolg überlebenswichtig. Dieser hohe Selektionsdruck muss zur Entwicklung der arteigenen Paarungslaute geführt haben“, vermutet Braune, die ihre Doktorarbeit zu diesem Thema verfasst hat. „Die Kommunikation der Grauen Mausmakis scheint gut zu funktionieren. Bisher haben wir keine Mausmakis gefunden, die aus einer Kreuzung der beiden Arten entstanden sind.“
(idw – Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, 09.05.2008 – DLO)