Medizin

Passivrauchen verursacht Mutationen in Spermien

Vererbbare DNA-Schäden schon nach kurzer Exposition

Wer passiv raucht, riskiert möglicherweise die Gesundheit seiner Kinder: In Versuchen an männlichen Mäusen verursachte der Rauch aus zweiter Hand Genmutationen in den Spermien der Tiere. Nach Angaben des internationalen Forscherteams sei die Wahrscheinlichkeit hoch, dass diese Genveränderungen an den Nachwuchs weitergegeben werden. Dort könnten sie gesundheitliche Schäden hervorrufen, so die Forscher im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS).

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Nach Angaben der deutschen Krebsgesellschaft rauchen in Deutschland rund 35 Prozent aller erwachsenen Männer. Dass dies nicht nur ihrer eigenen Gesundheit schadet, sondern auch der ihres Nachwuchses, haben in den letzten Jahren verschiedene Studien gezeigt. „Männer, die rauchen, haben ein hohes Risiko für verschiedene Spermienanomalitäten, darunter eine reduzierte Spermienbeweglichkeit, DNA-Brüche und Dopplungen sowie abnormale Chromosomen“, sagen die Forscher um Francesco Marchetti vom Lawrence Berkeley National Laboratory in Kalifornien.

Zwei Wochen Passivrauchen für Mäuse

Im aktuellen Experiment reichten jedoch bereits zwei Wochen des Passivrauchens, um bei den Mäusen Veränderungen im Erbgut der Spermienzellen zu verursachen. Zwei Wochen lang ließen die Wissenschaftler in ihrem Versuch männliche Mäuse für 20 bis 90 Minuten täglich Tabakrauch aus dem so genannten Seitenstrom einatmen. Dieser entspricht dem beim Passivrauchen aufgenommenen Rauchanteil. Die Dosis entsprach drei bis 16 Zigaretten pro Tag. Als Kontrollen dienten eine rauchfrei gehaltene sowie eine dem Rauch aus dem Hauptstrom ausgesetzte Mäusegruppe.

Höchste Mutationsrate bei niedriger Dosis

Sechs Wochen nach Versuchsende entnahmen die Wissenschaftler den Mäusen Vorstufen von Spermienzellen aus den Hoden. Sie analysierten die Mutationsrate in so genannten „Short Tandem Repeats“ (STR), DNA-Anschnitten, die aus zahlreichen Wiederholungen von Basenabfolgen bestehen. Die Mutationsrate bei den passivrauchenden Mäusen war signifikant erhöht.

Mit vier Prozent am höchsten lag sie überraschenderweise bei den Mäusen, die die geringere Rauchdosis erhalten hatten. Keine Schädigungen fanden sich dagegen in der DNA von Knochenmarks-und Blutzellen der Tiere. „Die Daten zeigen, dass passive Exposition gegenüber Zigarettenrauch in den Spermien bereits unter Bedingungen Mutationen auslösen kann, die noch nicht ausreichen, um in Körperzellen genetischen Schaden zu verursachen“, sagen die Forscher.

Auf den Mencshen übertragbar

Nach Ansicht der Wissenschaftler ist dieses Ergebnis wahrscheinlich auf den Menschen übertragbar. „Unsere Ergebnisse liefern zwingende Belege für das Argument, dass Passivrauchen auch beim Menschen als Keimzellen-Mutagen angesehen werden muss“, so die Forscher. „Unsere Daten verstärken die Beweislast für eine Klassifikation von Tabakrauch als menschliches Keimzellen-Mutagen. Ebenso implizieren sie auch den Rauch aus zweiter Hand als mutationsauslösend bei Keimzellen.“ (PNAS, 2011; DOI: 10.1073/pnas.1106896108)

(Lawrence Berkeley National Laboratory, 19.07.2011 – NPO)

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