Atrazin, eines der weltweit noch immer verbreitetesten Unkrautvernichtungsmittel, stellt das Hormonsystem männlicher Frösche komplett auf dem Kopf. Drei Viertel wurden unfruchtbar, jedes zehnte Männchen wurde komplett zum Weibchen. Diese erschreckenden, jetzt in „Proceedings of the National Academy of Sciences” (PNAS) veröffentlichten Ergebnisse bestätigen frühere Studien und deutet daraufhin, dass das Atrazin auch beim Niedergang der Amphibien weltweit eine unrühmliche Rolle spielt.
Das Unkrautvernichtungsmittel Atrazin gehörte jahrelang zu den Standardmitteln vor allem im Mais oder Kartoffelanbau. Noch heute werden allein in den USA jährlich gut 36 Millionen Kilogramm des Photosyntheseblockers eingesetzt. In der EU allerdings ist das Pestizid seit Anfang der 1990er Jahre verboten. Denn bereits damals mehrten sich die Hinweise darauf, dass bereits geringste Mengen Atrazin den Hormonhaushalt vieler Tiere, darunter Fische, Amphibien, aber auch Vögel und Säugetiere durcheinander bringt. Jüngste Studien fanden auch Zusammenhänge mit Geburtsfehlern bei menschlichen Säuglingen.
Doch trotz dieser Erkenntnis wird das Pestizid in vielen Staaten noch angewendet, und selbst dort, wo es inzwischen verboten ist, finden sich in der Umwelt noch große Mengen davon in Grundwasser und Boden. Jetzt haben Forscher der Universität von Kalifornien in Berkeley erneut Versuche mit Fröschen durchgeführt, die erstmals quantitative Daten zur geschlechtsverändernden Wirkung des Atrazins liefern. Bislang war die Geschlechtsbestimmung bei Fröschen relativ schwer und die Aussagen daher nur qualitativ möglich.
Chemische Kastration durch Atrazin
Die Forscher um Roger Liu und Tyrone B. Hayes, Professor für Biologie an der Universität von Kalifornien in Berkeley, entwickelten für ihre Versuche einen Stamm von rein männlichen Afrikanischen Krallenfröschen(Xenopus laevis). Diese zogen sie in Wasser auf, das mit der winzigen Atrazinmenge von 2,5 parts per billion – Teilchen pro einer Milliarde Wasserteilchen – versetzten. Anschließend beobachteten sie die weitere Entwicklung der Frösche drei Jahre lang.