Biologie

Pferde zeigen uns ihre Sorgen

Augenfalten verraten den Gemütszustand der Tiere

Die Sorgenfalten der Pferde könnten ihren Gemütszustand widerspiegeln. © STVIOD/ pixabay

Spiegel zur Seele: Die Augenpartie von Pferden könnte ihren Gemütszustand wiederspiegeln. Ihre Falten über dem Auge geben uns nämlich Hinweise, ob die Tiere glücklich oder traurig sein könnten. Denn je nach Stimmung verändert sich die Form der Augenfalten, wie Forscher entdeckt haben. Damit reagieren die Tiere ähnlich wie der Mensch – auch wir zeigen Angst oder Traurigkeit, indem wir die Augenbrauen bewegen.

Pferde sind für den Menschen oft treue Begleiter. Eine gute Kommunikation zwischen Mensch und Tier könnte daher für das Wohlbefinden beider Seiten von Vorteil sein. Und tatsächlich zeigen auch schon viele Versuche, wie gut die Verständigung funktionieren kann. So schafften es Forscher beispielsweise Pferden beizubringen, wie sie ihre Bedürfnisse mitteilen können. In Tests forderten die Tiere daraufhin Decken ein, wenn ihnen kalt war. Andere Versuche haben gezeigt, dass Pferde den Gesichtsausdruck des Menschen interpretieren können. Sie erkennen also unsere Mimik.

Doch wie sieht das umgekehrt aus – wie gut können wir einschätzen, wann ein Pferd glücklich oder traurig ist? Extremere Emotionen wie Angst oder Furcht können wir relativ gut bei den Tieren erkennen. Etwas schwieriger wird das hingegen bei dem allgemeinen Gemütszustand des Pferdes: Fühlt es sich gerade wohl oder nicht?

Was zeigen Sorgenfalten?

Sara Hintze von der Universität Bern und ihre Kollegen haben für ihre Studie die sogenannten Sorgenfalten der Pferde genauer untersucht. Diese Falten über dem Auge gelten unter Pferdekennern schon länger als Anzeiger für Stress oder Unwohlsein der Pferde. Außerdem ist bekannt, dass Schmerzen die Ausprägung der Augenfalten verstärken.

Im ersten Schritt erstellten die Forscher durch Vergleich der Sorgenfalten bei verschiedenen Pferden eine Bewertungsskala. In diese ging die Form, Anzahl und der Winkel der Falten über den Augen der Pferde ein.

Dann begann das eigentliche Experiment: Die Wissenschaftler setzten 16 Pferde entweder angenehmen oder unangenehmen Situationen aus. Um ein gutes Gefühl bei den Tieren zu erzeugen, kraulten sie die Tiere beispielsweise an Kopf und Schulter oder gaben ihnen ein Leckerli. Im Gegenzug schwenkten sie eine Plastiktüte, um die Tiere zu erschrecken oder fütterten nur das Nachbartier, um eine schlechte Stimmung bei den Tieren zu erzeugen.

Pferd mit stark ausgeprägten Augenfalten und im Vergleich ohne Augenfalten. © Universität Bern, Sara Hintze

Steilere Falten bei Futterneid und Co

Dabei zeigte sich eine eindeutige Tendenz: Während des Kraulens und in ähnlich angenehmen Situationen wurden die Augenfalten der Pferde flacher. Steiler wurden sie dagegen, wenn lediglich das Nachbarpferd Futter bekam und dadurch ein Futterneid entstand. Besonders im Vergleich zwischen der obersten Falte und einer gedachten Horizontalen durch den Augapfel zeigte sich dieser Effekt.

Nach Ansicht der Forscher zeigt dies, dass die Sorgenfalten tatsächlich einen Rückschluss auf die Gefühlslage eines Pferdes erlauben. Der Winkel dieser Falten kann demnach verraten, ob sich das Pferd gerade wohlfühlt oder nicht. Allerdings scheint Erschrecken die Position der Falten nicht zu beeinflussen, wie das Experiment ergab.

Ähnliche Reaktion bei Mensch und Tier

Trotzdem scheinen Pferde tendenziell ihre Gefühle ähnlich auszudrücken wie Menschen. Während wir bei Angst oder Traurigkeit unsere Augenbrauen zusammen ziehen, bilden Pferde teilweise steilere Falten. Für die Reaktion bei Mensch und Tier ist dabei derselbe Muskel verantwortlich, wie die Forscher erklären. Die Sorgenfalten bleiben demnach ihrem Namen treu.

Um das Wohlbefinden der Tiere absolut zuverlässig bestimmen zu können, braucht es laut Hintze aber noch weitere Studien. Mithilfe der Skala lässt sich die Ausprägung der Augenfalten allerdings schon sicher erfassen. Die Skalen können somit in weiteren Studien verwendet werden. (PloS ONE, 2016; doi: 10.1371/journal.pone.0164017)

(Universität Bern, 17.10.2016 – HDI)

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