Neue Bedrohung für Fassaden: Forscher haben eine neue Pilz-Art entdeckt, die Bauwerken aus Naturstein offenbar empfindlich schaden kann. Gefunden wurde der Pilz in der Kathedrale Sé Velha im portugiesischen Coimbra – einem UNESCO-Weltkulturerbe. Wie weit die Spezies verbreitet ist und welche Denkmäler noch von ihr befallen sein könnten, müssen nun weitere Untersuchungen zeigen.
Ob die Pyramiden von Gizeh oder der Kölner Dom: An vielen kulturell bedeutsamen Denkmälern nagt inzwischen der Zahn der Zeit – sie verwittern zusehends. Neben schädlichen Wettereinflüssen sind oftmals auch Mikroorganismen schuld an diesem unaufhörlichen Prozess: Bakterien, Algen, aber auch Pilze können Gebäuden sichtbar zusetzen.
Sogenannte Schwärzepilze gehören dabei zu den besonders hartnäckigen Fassadenfeinden. Mit ihren Hyphen dringen sie tief in den Stein ein und verursachen dabei feine Mikrorisse. Außerdem produzieren sie korrosionsfördernde Substanzen. Das Problematischste aber: Die Pilze sind extrem robust und überleben selbst unter widrigsten Bedingungen. „Das macht sie zu einer besonderen Herausforderung für Denkmalschützer“, schreiben Forscher um João Trovão von der Universität Coimbra.
Unbekannter Schädling
Ausgerechnet ein solcher Pilz bedroht offenbar ein UNESCO-Weltkulturerbe: die 800 Jahre alte Kathedrale Sé Velha in Coimbra – die einzige im romanischen Stil errichtete Kathedrale Portugals, die bis heute weitgehend intakt geblieben ist. Trovão und seine Kollegen entdeckten den Schädling, als sie schon sichtbar im Verfall begriffenen Kalkstein aus der „Santa Maria“-Kapelle der Kathedrale untersuchten.
Genauere Analysen offenbarten dann, dass es sich bei dem Schwärzepilz um eine bisher unbekannte Art einer neuen Familie aus der Ordnung der Rußtaupilzartigen (Capnodiales) handelt. Diese Aeminium ludgeri getaufte Spezies, vermuten die Forscher, muss bereits mit den für den Bau genutzten Steinen nach Coimbra gekommen sein. Wie sie berichten, stammt dieser Kalkstein aus Steinbrüchen in den nahegelegenen Regionen Ançã und Portunhos. Material aus diesen Gebieten wurde unter anderem auch für den Bau des „Hospital de los Reyes Católicos“ in Santiago de Compostela in Spanien genutzt – heute eines der ältesten Hotels der Welt.
Unklares Verbreitungsgebiet
Bislang geht das Wissenschaftlerteam davon aus, dass der neue Pilz nur auf der Iberischen Halbinsel vorkommt. Genaueres über seine Lebensweise und Verbreitung müssen nun jedoch weitere Untersuchungen zeigen. „Pilze wie dieser gehören zu den Haupttätern in Sachen Biokorrosion von Gesteinen. Es ist deshalb entscheidend, mehr über ihre Biodiversität sowie ihre biologischen, ökologischen und physiologischen Merkmale in Erfahrung zu bringen“, konstatieren die Forscher.
Erst dieses Wissen ermögliche die Entwicklung von Werkzeugen und Verfahren, um gefährdete Denkmäler in Zukunft besser vor der zerstörerischen Kraft dieser Mikroorganismen zu schützen. (MycoKeys, 2019; doi: 10.3897/mycokeys.45.31799)
Quelle: Pensoft Publishers