Geheimes Unterwasserleben: Biologen haben erstmals Eselspinguine beim Tauchen belauscht und beobachtet. Auf Kopf und Rücken der Vögel montierte Miniatur-Kameras dienten ihnen dabei als Spionage-Werkzeug. Sie enthüllten, wie Pinguingruppen unter Wasser kommunizieren und gemeinsam nach Futter suchen. Warum die Vögel jedoch gruppenweise jagen, ist bisher rätselhaft. Und über die Bedeutung der Tauchrufe können die Biologen bisher ebenfalls nur spekulieren.
Eselspinguine sind gesellig und ziemlich kommunikativ – zumindest an Land. Während der Paarungszeit lassen die bis zu 90 Zentimeter großen Vögel fast ständig ihre lauten, trompetenartigen Balzrufe ertönen. Zum Repertoire gehören aber auch grunzende Warnlaute, kurze Kontaktrufe und das helle Piepen der Küken. In den großen Kolonien, die die Eselspinguine zur Brutzeit an den Küsten des Südpolarmeeres bilden, sind ihre lautstarken Rufe kaum zu überhören.
Geheime Unterwasser-Welt
Anders ist dies jedoch, wenn die Pinguine auf das offene Meer hinausschwimmen und dort nach Futter suchen. Dabei taucht meist eine ganze Gruppe der Vögel synchron unter und wieder auf. Wie sich die Pinguine dabei verständigen, ob es vielleicht spezielle „Tauchrufe“ gibt und welche Vorteile ihnen das Gruppenfischen bringt, blieb bisher ein Geheimnis.
Der Grund dafür: Der offene Ozean macht es nahezu unmöglich, die Pinguine unbemerkt zu filmen und zu belauschen. Noori Choi vom koreanischen Polarforschungsinstitut in Incheon und ihre Kollegen haben deshalb zu einem Trick gegriffen: Sie rüsteten 26 Eselspinguine vom antarktischen King George Island mit Miniatur-Videokameras sowie Sensoren für Beschleunigung und Wassertiefe aus. Dieses „Spionage-Paket“ befestigten die Forscher mit wasserfestem Klebeband auf Kopf und Rücken der Pinguine.
Charakteristische Tauchrufe
Als sich diese Pinguine auf Tauchgang begaben, zeichneten Kameras und Mikrophone jeweils acht Stunden lang ihr Verhalten auf und die Sensoren verrieten Tauchtiefe und Dauer. Erstmals gelang es Choi und ihren Kollegen damit, Verhalten und Kommunikation der Eselspinguine bei ihren Futtersuch-Tauchgängen zu belauschen und zu beobachten. Durch ihre Aufnahmen tauchten sie unerkannt mit den Vögeln mit.
Die Aufnahmen enthüllten: Die Eselspinguine nutzen unter Wasser tatsächlich spezielle Rufe. Typischerweise stoßen sie dabei ein bis zwei kurze Laute direkt hintereinander aus. „Verglichen mit den mehrsilbigen Paarungsrufen der Eselspinguine haben diese Offshore-Rufe eine einfachere Struktur und sind deutlich kürzer“, berichten die Biologen. Damit ähneln die Offshore-Rufe eher den Kontaktlauten der Pinguine als ihren längeren Paarungsrufen.
„Kommt mit!“ oder „Hier ist Futter!“?
Doch wozu dienen diese Tauch-Rufe? Wie die Videos enthüllten, stoßen immer nur einzelne Tiere diese Laute aus, ohne dass benachbarte Artgenossen darauf antworten. Dafür aber reagiert die Gruppe meist prompt: Die Pinguine beginnen, alle in eine Richtung zu schwimmen – möglicherweise zum nächsten vielversprechenden Futterplatz. „Das spricht dafür, dass die Offshore-Rufe weniger der Verständigung der Tiere in einer bereits gebildeten Gruppe dienen, sondern eher als Signal zur Gruppenbildung“, vermuten Choi und ihre Kollegen.
Doch als Hinweis auf Futter scheinen die Rufe nicht zu dienen. Denn die Nahrungsausbeute der Pinguine war bei Tauchgängen mit und ohne solche vorherigen Rufe ziemlich gleich, wie die Forscher beobachteten. Die Vögel schienen ihr Verhalten beim Beutefang zudem nicht weiter zu koordinieren: „Zwar fingen die Gruppenmitglieder ihre Nahrung im gleichen Beuteschwarm, aber wir haben dabei keine klaren Hinweise auf ein aktives gemeinsames Jagen gefunden“, berichten die Biologen.
Zweck des Gruppentauchens unklar
Damit haben die „Spionage-Kameras“ der Biologen zwar geklärt, wie die Eselspinguine unter Wasser miteinander kommunizieren. Was diese Rufe aber genau bedeuten und warum die Pinguine in der Gruppe jagen, bleibt noch immer rätselhaft. Für eher unwahrscheinlich halten es die Biologen, dass sich die Vögel damit vor Fressfeinden schützen wollen. „Angriffe von Prädatoren ereignen sich normalerweise vor allem in Küstennähe“, erklären Choi und ihre Kollegen. Die Pinguingruppen suchen aber weiter draußen nach Futter.
„Möglicherweise könnten Playback-Experimente an den Futtersuchstellen mehr Einblicke in die Funktion der Offshore-Rufe bringen“, schlagen die Wissenschaftler weitere Schritte vor. „Auch das Ausrüsten von mehreren Pinguinen aus der gleichen Tauchgruppe mit den Videokameras könnte dazu beitragen, mehr über ihre Interaktionen beim Tauchen zu erfahren.“ (Scientific Reports, 2017; doi: 10.1038/s41598-017-07900-7)
(Scientific Reports, 18.08.2017 – NPO)