Die Summe macht´s: Antarktische Zügelpinguine schlafen während ihrer Brutphase mehr als elf Stunden am Tag – allerdings nicht am Stück. Stattdessen machen die Vögel täglich tausende kurze Nickerchen, die jeweils nur wenige Sekunden andauern, wie Biologen festgestellt haben. Trotz der ständigen Unterbrechungen schaffen es die Pinguine aber offenbar, sich zu erholen, wie die Wissenschaftler in „Science“ berichten. Diese Strategie ermöglicht den Vögeln, pausenlos über ihre Nester und ihren Nachwuchs zu wachen.
Sowohl wir Menschen als auch Tiere schlafen, um unseren Körper und Geist zu erholen. Erhalten wir auf Dauer nicht genug Schlaf oder ist unser Schlaf gestört, leiden unsere geistigen Leistungen und unsere mentale Gesundheit. Schlafmangel macht uns unsozialer und kann sogar krank machen, wie zahlreiche Studien belegen. Der Grund: Unser Gehirn nutzt die Schlafphase mit ihren regelmäßigen Wechseln von Traumschlaf und Tiefschlaf, um die tagsüber aufgenommenen Eindrücke abzuspeichern und die Synapsen neu zu kalibrieren. Zudem werden während der Nachtruhe Abfälle und Giftstoffe ausgeschwemmt.
Unklar ist indes, ob der sogenannte Sekundenschlaf lang genug ist, um den gleichen Erholungseffekt zu bieten wie längere Schlafphasen. Denkbar wäre, dass mehrere Nickerchen zusammen die dieselbe Funktion erfüllen. Falls das stimmt, könnte der Sekundenschlaf für einige Tierarten von Vorteil sein, deren Lebensumstände ständige Wachsamkeit erfordern. Denn normalerweise können wir im Schlaf kaum auf unsere Umgebung reagieren. Bei Tieren erhöht das die Gefahr, während längerer Schlafphasen von Raubtieren angegriffen zu werden. Enten schlafen daher beispielsweise teils nur mit einem geschlossenen Auge und nur einer Gehirnhälfte.
Wie schlafen Zügelpinguine?
Wie andere Vögel mit diesem Dilemma umgehen, hat ein Team um Paul-Antoine Libourel vom Neurowissenschaftlichen Forschungszentrum Lyon (CRNL) getestet. Dafür untersuchten die Biologen in der Antarktis das Schlafverhalten von brütenden Zügelpinguinen (Pygoscelis antarcticus), auch Kehlstreifpinguine genannt. Bei diesen Vögeln wacht abwechselnd ein Elternteil über das Nest des Nachwuchses, während der andere für mehrere Tage auf Nahrungssuche geht. Lange Schlafphasen ihrer Eltern würden dabei das Risiko für die Jungvögel erhöhen, von Raubvögeln oder anderen Pinguinen attackiert zu werden.