Wer eine Entscheidung trifft, verrät sich durch die Erweiterung seiner Pupillen. Das berichten jetzt Neurowissenschaftler aus Marburg, Australien und den USA in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Frontiers in Human Neuroscience“. Sie konnten an der Pupillenausdehnung mit großer Sicherheit erkennen, welche Entscheidung eine Versuchsperson getroffen hat, der nacheinander eine Reihe von Zahlen zur Auswahl angeboten wurde.
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Ob beim Flirten an der Bar oder beim Pokerspiel – oftmals entscheidet das richtige Timing über unseren Erfolg. Dabei gilt es als vorteilhaft, die eigenen Entscheidungen zu verbergen. Die Forscher untersuchten nun, ob der Pupillenreflex einen Einblick in Entscheidungsprozesse ermöglicht, bevor diese aus freien Stücken offenbart werden.
Pupillenerweiterung als Maß für Noradrenalin-Ausschüttung
„Die Pupille allein erlaubt dabei Vorhersagen in ähnlicher Qualität, wie sie mit ungleich größerem Aufwand durch Kernspintomographen erzielt werden“, erläutert der Neurophysiker Wolfgang Einhäuser-Treyer von der Universität Marburg, der Erstautor der neuen Studie.
Die Vergrößerung und Verkleinerung der Pupillen steuert den Lichteinfall ins Auge. Das kann aufgrund von Änderungen der Lichtverhältnisse geschehen, aber auch bei konstanter Beleuchtung zum Beispiel als Schreckreaktion. Der Reflex ist mit der Ausschüttung des Hormons Noradrenalin verbunden, das bei Tieren auch im Zusammenhang mit Entscheidungsprozessen und Gedächtnisleistungen steht.
Ausgangspunkt der aktuellen Studie war deshalb die Frage, ob ähnliche Prozesse für kognitive Entscheidungen wichtig sind. Dabei wurde die Pupillenerweiterung als Maß für die Noradrenalin-Ausschüttung verwendet.
Ähnliche Mechanismen bei verborgenen und offenen Entscheidungen
In einem der durchgeführten Experimente wurden die Testpersonen gebeten, zu einem beliebigen Zeitpunkt innerhalb von zehn Sekunden einen Schalter zu betätigen. In weiteren Versuchsreihen wurden nacheinander fünf Zahlen präsentiert, von denen eine ausgewählt werden sollte, ohne das Ergebnis bekannt zu geben.
In allen Fällen waren die Wissenschaftler in der Lage, allein aus der Pupillenerweiterung vorherzusagen, wann der Schalter gedrückt wurde oder auf welche Zahl die Entscheidung fiel. „Unsere Befunde legen den Schluss nahe, dass verborgenen und offenen Entscheidungen ähnliche Mechanismen zugrunde liegen“, resümieren die Wissenschaftler in „Frontiers in Human Neuroscience“.
(idw – Universität Marburg, 08.03.2010 – DLO)