Geheimnisvolle Feenringe überziehen die Namib im Südwesten Afrikas: Kreisrunde, kahle Flecken liegen dort inmitten des spärlichen, trockenen Grases. Der Rand der Feenringe aber ist dicht bewachsen mit mehrjährigen Pflanzen, die in trockenen Zeiten wie eine Art Oase wirken. Was diese seltsamen Gebilde verursacht, war bisher unklar. Jetzt hat ein Hamburger Forscher ihr Geheimnis enträtselt: Termiten sind es, die diese Feenringe erschaffen. Ihre Fähigkeit, sich selbst ein geeignetes Ökosystem zu schaffen, übertreffe damit selbst das des Bibers, berichtet der Wissenschaftler im Fachmagazin „Science“.
Sie können bis zu zehn Metern groß werden und sind meist kreisrund: die Feenringe der Namib. An ihrem östlichen Rand entlang ziehen sich diese Formationen von Angola im Norden bis nach Südafrika hinunter. Typischerweise ist das Innere dieser Kreise absolut kahl, der Rand aber ist dafür deutlich stärker bewachsen als das umliegende Gebiet. An den Ringen aus Gräsern und anderen Pflanzen sind die Feenkreise daher schon von weitem zu erkennen. Schon seit langem rätselt man, woher diese Formationen kommen. Forscher suchten nach Giftstoffen im Boden, vermuteten Ameisen als Ursache oder bestimmte geochemische Gegebenheiten.
Selbst in Dürrezeiten noch feucht
Doch die meisten dieser Hypothesen seien im Laufe der Zeit systematisch getestet und widerlegt worden. „Der Ursprung und die Funktion dieser Feenringe ist daher bis heute ein vieldiskutiertes Geheimnis“, erklärt Norbert Jürgens von der Universität Hamburg. Der Forscher hat deshalb die seltsamen Gebilde noch einmal systematisch untersucht. Dafür suchte er Feenringe an mehr als 40 Standorten auf und untersuchte dort jeweils zwischen 30 und 100 Exemplare.
Zunächst ermittelte er den Wassergehalt im Boden innerhalb der Ringe und in deren Umkreis. Dabei stellte er fest, dass der Boden in den Ringen selbst in der trockensten Zeit des Jahres noch deutlich mehr Wasser enthält als der umliegende Untergrund. Die Feuchtigkeit in den Bodenporen ist so hoch, dass in diesen winzigen Zwischenräumen eine Luftfeuchtigkeit von 98 Prozent herrscht, wie Jürgens berichtet. Dieser Wasservorrat sei es auch, der den mehrjährigen Pflanzen am Rand der Ringe das Überleben ermögliche.