Besitzer unbekannt: Forscher haben in der Olduwai-Schlucht den ältesten „modernen“ Fingerknochen entdeckt. Das Verwirrende daran: Der 1,84 Millionen Jahre alte Knochen ähnelt verblüffend dem des Homo sapiens – aber diesen gab es damals noch nicht. Die zu dieser Zeit lebenden Vormenschen Australopithecus und Homo habilis wiederum hatten sehr viel primitivere Fingerknochen. Wem der uralte Knochen gehörte, bleibt daher vorerst ein Rätsel, wie die Forscher im Fachmagazin „Nature Communications“ berichten.
Unsere Hand ist ein geniales Werkzeug: Sie kann kleinste Objekte präzise mit zwei Fingern greifen und gleichzeitig mit der Hand viel Kraft ausüben. Es liegt nahe anzunehmen, dass sich gerade die feine Koordination bei unseren Vorfahren entwickelte, als sie begannen, Steinwerkzeuge herzustellen und zu nutzen. Doch wann die typische menschliche Hand entstand, ist bisher unklar.
Weder Australopithecus noch Homo habilis
In der Olduwai Schlucht in Tansania haben Manuel Domínguez-Rodrigo von der Complutense Universität in Madrid und seine Kollegen nun ein sehr altes und trotzdem erstaunlich modernes Handfragment entdeckt. Es handelt sich um den 1,84 Millionen Jahre alten Knochen eines linken kleinen Fingers. Er stammt damit aus der Zeit, in der in dieser Region noch Vertreter des Australopithecus lebten, aber auch schon der Homo habilis, der „geschickte Mensch“.
Doch der neuentdeckte Fingerknochen weicht von den Handformen dieser frühen Menschenformen ab, wie die Forscher berichten. Denn bei den Australopithecinen sind die Fingerknochen noch deutlich gebogen – als Relikt einer ursprünglich baumlebenden oder zumindest kletternden Lebensweise. Und auch der zeitgleich lebende Homo habilis, dessen Relikte ebenfalls in der Olduwai-Schlucht entdeckt wurden, besitzt primitivere Finger als der neue Fund.