Hilfst Du mir, helf ich dir – dieses Motto gilt offenbar nicht nur in der menschlichen Gesellschaft, sonden auch unter Ratten. Wissenchaftler haben festgestellt, dass die nicht gerade beliebten Tiere sogar unbekannten Artgenossen helfen, wenn sie zuvor die Erfahrung einer für sie positiven Kooperation gemacht hatten.
Ratten, denen zuvor eine Artgenossin geholfen hat, sind eher bereit, wiederum anderen zu helfen, als Ratten, denen zuvor nicht geholfen wurde. Und zwar unabhängig davon, ob sie die Artgenossen kennen oder nicht. Dieses Verhalten war bisher nur beim Menschen bekannt und zeigt, dass eine allgemeine Kooperationsbereitschaft auch im Tierreich eine wichtige Rolle spielen kann. Nachgewiesen haben dies Prof. Michael Taborsky und Dr. Claudia Rutte von der Abteilung Verhaltensökologie des Zoologischen Instituts der Universität Bern.
Hilfsbereit auch ohne Gegenleistung
Im Vorfeld ihrer Studie trainierten Taborsky und Rutte einzelne Rattenweibchen darauf, in einem Käfig durch das Ziehen eines Stäbchens Futter im benachbarten Käfig freizugeben, damit eine andere Ratte fressen konnte. Die Ratten, denen durch die trainierten Ratten so zu Futter verholfen wurde, erwiesen danach Artgenossinnen denselben Dienst. Ratten hingegen, die untrainierte Artgenossinnen als Nachbarn hatten und folglich keine Hilfe erhielten, zeigten sich später weniger kooperativ gegenüber anderen.
Interessant dabei ist: Die getesten Ratten erhielten für ihre Hilfe keine Belohnung, da das Futter jeweils nur der anderen Ratte zugute kam. Ihr Verhalten war also nicht konditioniert und beschränkte sich auch nicht auf einen blossen mechanischen Reflex, da das Stäbchen am häufigsten dann betätig wurde, wenn der benachbarte Käfig nicht leer war, sondern sich eine andere Ratte darin befand.