Experiment der Evolution: In Patagonien haben Paläontologen das bisher vollständigste Fossil eines Raubdinosauriers der Jurazeit entdeckt. Doch das 172 Millionen Jahre alte Skelett verblüfft durch eine ungewöhnliche Kombination von Merkmalen. Denn einige davon gehören eher zu anderen Stammeslinien. Die Forscher vermuten, dass es sich um Parallelentwicklungen handelt, die auf eine besonders schnelle Artbildung nach einem Massenaussterben hindeuten.
Ob Tyrannosaurus, Allosaurus oder Velociraptor: Diese Raubdinosaurier waren nicht nur gefürchtete Jäger ihrer Zeit, sie alle gehörten zur Gruppe der Tetanurae. Diese zweibeinig laufenden Fleischfresser prägten die Tierwelt von Jura und Kreidezeit und leben noch heute in unseren Vögeln fort. Doch die Ursprünge und frühe Evolution dieser Raubdinosaurier liegen noch weitgehend im Dunkeln – es fehlt an fossilen Belegen.
„Aktuelle Forschungen deuten auf eine explosive Artbildung der Tetanurae im frühen bis mittleren Jura hin“, erklären Oliver Rauhut von der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie und sein Kollege Diego Pol vom VONICET-Museum in Argentinien. „Aber die fragmentarische Natur der frühesten Fossilien dieser Stammesgruppe beeinträchtigt unser Wissen über dieses Ereignis.“
Zusammengewürfelte Merkmale
Neuen Einblick liefert nun ein in Patagonien entdecktes Dino-Fossil. Es handelt sich um das Skelett eines rund acht Meter lange Raubdinosauriers, der vor rund 172 Millionen Jahren lebte. Erhalten sind fast der ganze Schädel, die gesamte Wirbelsäule bis zum Becken, die Arme sowie Teile der Beine. Damit ist dieses Fossil das vollständigste Raubdinosaurier-Skelett, das aus der frühen mittleren Jurazeit weltweit bekannt ist, wie Rauhut und Pol berichten.