Überraschend anpassungsfähig: Regenwürmer könnten künftigen Marskolonisten wertvolle Dienste leisten. Denn wie ein Experiment belegt, gedeihen die Würmer auch in modifizierter Marserde. Trotz der ungewohnten chemischen Zusammensetzung gelang es den Regenwürmern sogar, sich in dem nachgebildeten Marsboden zu vermehren. Diese wichtigen Bodenbewohner könnten demnach dabei helfen, Marsgewächshäuser fruchtbar zu machen.
Sollen Astronauten künftig längere Zeit auf dem Mars überleben, dann müssen sie die auf unserem Nachbarplaneten vorhandenen Ressourcen nutzen. Zu diesen gehört auch der Marsboden – ein normalerweise eher lebensfeindliches Material. Doch reichert man den Marsboden mit irdischen Bodenbakterien und organischem Dünger an, beispielsweise in Form von gereinigtem Kot und Urin der Astronauten, können irdische Pflanzen auch auf Marsboden wachsen, wie Experimente belegen.
Doch für eine erfolgreiche Pflanzenzucht auf dem Roten Planeten könnten noch weitere Helfer wichtig werden: Regenwürmer. Sie fressen größere organische Reste auf und scheiden sie aufgeschlossen und zerkleinert wieder über ihren Kot aus. Viele Nährstoffe werden erst dadurch für die Pflanzen verfügbar. Zudem sorgen die Regenwürmer dafür, dass der Boden durchlässig wird und Wasser richtig einsickern kann.
Vulkansand als Mars-Analog
Aber würden unsere irdischen Regenwürmer überhaupt das Leben in einem marsianischen Gewächshaus samt Marsboden überstehen? Um das herauszufinden, haben Wieger Wamelink von der Universität Wageningen und seine Kollegen ein Experiment durchgeführt. Als Analog für den Marsboden nutzten sie den ähnlich unfruchtbaren Vulkansand vom hawaiianischen Mauna Loa, den sie chemisch noch marsähnlicher machten.
Die Forscher reicherten dieses Marsboden-Analog mit Erdbakterien und organischem Dünger an und setzten dann darin Regenwürmer frei. Während auf diesem Marsboden Rucolapflanzen heranwuchsen, tummelten sich im Untergrund die Würmer. Nach einigen Wochen kontrollierten die Forscher den Zustand der wurmigen Erdarbeiter.
Wurmnachwuchs im Marssand
Das überraschende Ergebnis: Die Regenwürmer hatten den Aufenthalt im nachgebildeten Marsboden nicht nur bestens überstanden, sie hatten sich sogar vermehrt: „Die beste Überraschung kam am Schluss des Experiments, als wir zwei junge Würmer im Marsboden-Analog fanden“, berichtet Wamelink. Das belege, dass die Regenwürmer sich selbst an einen solchen ungewohnten Lebensraum anpassen können.
„Diese Experimente sind wichtig um herauszufinden, wie sich Menschen auf dem Mars am besten selbstversorgen können“, erklärt Wamelink. „Regenwürmer könnten in einem Marsgewächshaus eine entscheidende Rolle spielen, weil sie tote organische Materie zersetzen und recyceln.“
Zwar gedeihen viele Pflanzen auch ohne die Würmer in simulierter Marserde, wie vorherige Experimente schon belegt haben. Aber bei diesen drang das Wasser oft nicht tief genug in den Marsboden ein, wie der Forscher berichtet. „Die Würmer könnten dieses Problem lösen“, so Wamelink. Wer weiß, vielleicht fliegen eines Tages neben Astronauten auch einige Regenwürmer als Kolonisten zum Mars.
(Wageningen University & Research, 28.11.2017 – NPO)