Überraschend anders: Unter der Erde ist die Artenvielfalt ganz anders verteilt als an der Oberfläche, wie Forscher am Beispiel der Regenwürmer entdeckt haben. Denn diese sind in unseren Breiten am häufigsten und artenreichsten – und nicht in den Tropen, wie die meisten oberirdischen Spezies. Dies wirft ein ganz neues Licht auf die unterirdische Lebenswelt unseres Planeten, so die Forscher im Fachmagazin „Science“.
Regenwürmer gibt es fast überall auf der Welt – sogar im Marsboden könnten sie überleben. Überall, wo der Boden nicht dauerhaft gefroren, zu sauer, zu nass oder vollkommen trocken ist, fressen Regenwürmer organisches Material, schützen Pflanzen, graben Löcher und mischen Humus und Erde. Sie fördern so wichtige Bodenfunktionen und gelten deshalb auch als Ökosystem-Ingenieure. Oft ist ihre unterirdische Biomasse sogar höher als die der über der Erde lebenden Säugetiere.
Mehr in unseren Breiten, weniger in den Tropen
Doch der enormen Bedeutung der fast omnipräsenten Bodenwühler war über ihre weltweite Verbreitung bisher nur wenig bekannt. Deshalb hat nun ein internationales Forscherteam um Helen Phillips vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) in Leipzig erstmals die Vielfalt, Dichte und Biomasse von Regenwürmern weltweit kartiert. In mehrjähriger Arbeit haben sie eine umfassende Regenwurmdatenbank zusammengestellt – mit Informationen von 6.928 Standorten aus 57 Ländern.
Die Auswertung ergab Überraschendes: Die Artenvielfalt und Dichte der Regenwürmer ist ganz anders verteilt als bei den meisten oberirdischen Lebewesen. Bei diesen nimmt die Biodiversität meist zu, je näher man dem Äquator kommt. Daher sind die Tropen besonders artenreich. Anders jedoch bei den Regenwürmern: An Standorten in den gemäßigten Breiten gibt es meist mehr Regenwürmer und mehr Regenwurmarten als an einem Ort gleicher Größe in den Tropen, wie die Forscher berichten.