Forscher haben vor der Küste Chiles das bisher größte bekannte Virus entdeckt. Mit einem Durchmesser von bis zu 680 Nanometern erreiche es die Größe eines kleineren Bakteriums, sagen die Forscher. Noch wichtiger aber sei das Erbgut des „Megavirus chilensis“: „Sein rund 1,26 Millionen Basenpaare umfassendes Genom ist das größte, das jemals bei einem Virus entschlüsselt worden ist“, berichtet die französische Wissenschaftlergruppe im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“. Megavirus zeige damit, dass die Grenze der Komplexität bei solchen DNA-Viren noch lange nicht erreicht sei.
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Der Fund des Megavirus trägt nach Ansicht von Defne Arslan und seinen Kollegen von der Universität von Aix-Marseille dazu bei, die Grenze zwischen den aus Zellen aufgebauten Lebewesen und den bisher nicht zu den Lebewesen gezählten Viren weiter aufzuweichen. Ähnlich wie zuvor schon im Genom des 2003 entdeckten Mimivirus fanden die Wissenschaftler auch beim Megavirus mehrere Gene, die bisher als typisch für zelluläre Organismen galten. Sie regulieren unter anderem die Produktion von Proteinen aus der Bauanleitung des DNA-Codes. Da Viren die Zellmaschinerie ihres Wirts für diese Aufgabe nutzen, fehlen ihnen diese Gene normalerweise.
Keine Anleihen bei anderen Viren
Die Forscher sehen dies als Indiz dafür, dass Riesenviren ihre zahlreichen Gene vermutlich nicht durch „Anleihen“ bei anderen Viren angesammelt haben. Stattdessen hätten sich Megavirus und der mit ihm verwandte Mimivirus einst aus einem zellulären Organismus wie beispielsweise einem Bakterium entwickelt. Im Laufe der Zeit sei dann ein Großteil der zellspezifischen Gene bei diesen Viren verloren gegangen, postulieren die Wissenschaftler.