Giftiger Einwanderer: Der Indische Rotfeuerfisch kommt zunehmend auch im Mittelmeer vor. Innerhalb nur eines Jahres hat der ursprünglich im Roten Meer und Indischen Ozeans heimische Raubfisch die gesamte Südküste von Zypern besiedelt, wie Forscher berichten. Dort bedroht er nun die heimische Artenvielfalt. Ermöglicht wird dieses Vordringen durch die klimabedingte Erwärmung des Mittelmeers, aber auch durch die Erweiterung des Suezkanals.
Der Indische Rotfeuerfisch (Pterois miles) ist ein erfolgreicher Räuber: Nachts jagt er Krebse und kleine Fische, gegen Fressfeinde ist er durch seine langen giftigen Flossenstacheln geschützt. Hat der bis zu 35 Zentimeter große Fisch ein Gebiet einmal erobert, vermehrt er sich zudem rasend schnell: Alle vier Tage laicht er – und das das gesamte Jahr hindurch. Ein Rotfeuerfisch kann dadurch pro Jahr zwei Millionen Eier produzieren, die dann mit den Meeresströmungen über große Entfernungen hinweg verbreitet werden.
Rasante Kolonisierung
„Bis jetzt gab es nur sehr wenige Sichtungen des Indischen Rotfeuerfischs im Mittelmeer und es war fraglich, ob die Art dieses Meeresgebiet erobern kann“, sagt Demetris Kletou vom Umweltforschungslabor in Limassol. Um das zu klären, haben Kletou und Jason Spencer von der Plymouth University die Verbreitung des Rotfeuerfischs im Mittelmeer nun anhand von Testfängen sowie von Berichten von Fischern und Meeresbiologen erstmals systematisch untersucht.
Ihr Ergebnis: Die Vorhut des Rotfeuerfischs ist bereits im Mittelmeer angekommen. Innerhalb von nur einem Jahr hat Pterois miles die gesamte Südostküste Zyperns besiedelt. Davon zeugen 24 Sichtungen dieses auffällig bunten und bestachelten Fisches, wie die Forscher berichten. Mindestens 19 Einzeltiere und drei Paare haben sich in diesem Meeresgebiet etabliert.
Dass diese Fische gekommen sind um zu bleiben, belegt ihre Paarung und Vermehrung im Mittelmeer. „Erstmals wurden auch schon Gruppen von Rotfeuerfischen beim Paarungsverhalten im Mittelmeer gesichtet“, berichtet Spencer.
Gefahr für Mensch und heimische Tierwelt
Die Ausbreitung des giftigen Fisches im Mittelmeer bedeutet einerseits eine höhere Gefahr für Taucher und Schwimmer. Denn das Gift der Stacheln kann tödlich sein. Aber auch die Artenvielfalt könnte durch die Ankunft dieses erfolgreichen und sich schnell vermehrenden Konkurrenten gefährdet sein, warnen die Forscher. In der Karibik und an der Ostküste der USA werden bereits gezielte Programme gegen eine weitere Ausbreitung dieser invasiven Art durchgeführt.
„Unsere Information über die Verbreitung des Fisches im Mittelmeer kann nun dabei helfen, dort ebenfalls Gegenmaßnahmen zu planen“, erklärt Spencer. „So könnte man Belohnungen für Taucher und Fischer aussetzen, damit sie die Fische fangen oder Populationen von Zackenbarschen ansiedeln, die Rotfeuerfische fressen.“
Eingewandert über den Suezkanal
Die Forscher vermuten, dass der Rotfeuerfisch über den Suezkanal aus dem Roten Meer ins Mittelmeer einwandert. Das durch den Klimawandel wärmere Wasser des Mittelmeers ermöglicht es den Fischen inzwischen, auch in der neuen Umgebung zu überleben und sich vor Ort fortzupflanzen.
„Angesichts der Tatsache, dass der Suezkanal kürzlich verbreitert und vertieft wurde, müssen nun Maßnahmen unternommen werden, um eine weitere Invasion des Rotfeuerfischs zu verhindern“, meint Spencer. (Marine Biodivers, 2016; doi: 10.1186/s41200-016-0065-y)
(University of Plymouth, 28.06.2016 – NPO)