Die Moschusschildkröte kann rund sechs Monate lang unter Wasser leben ohne aufzutauchen. Wie sie das schafft und wie das Tier in der Zeit atmet, haben jetzt Wiener Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „The Anatomical Record“ enthüllt. Danach befinden sich im Mund- und Rachenraum der Schildkröte Papillen – lappenförmige, von Blutgefäßen durchzogene Oberflächenstrukturen -, die den im Wasser enthaltenen Sauerstoff aufnehmen und Kohlendioxid abgeben.
Wie der sprichwörtliche Fisch im Wasser bewegt sich die Moschusschildkröte, denn sie taucht bis zu sechs Monate nicht auf. Ausgangspunkt der neuen Studie war eine Analyse des Fressverhaltens: „Dabei sind wir auf die lappenförmigen Oberflächenstrukturen des Mund- und Rachenraums gestoßen, die bei der Moschusschildkröte besonders ausgeprägt sind“, sagt Egon Heiss vom Department für Theoretische Biologie der Universität Wien.
Bisher war die Funktion der Papillen ein Rätsel, denn auch andere, nicht unter Wasser atmende Schildkrötenarten verfügen über oberflächenvergrößernde Ausstülpungen.
Keine Atmung über die Haut
Da diese großen, verzweigten Papillen der Moschusschildkröte nicht in Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme stehen, erforschten die Wissenschaftler deren Atmung. Bisher wurde angenommen, der Gasaustausch – Sauerstoff aufnehmen, Kohlendioxid abgeben – erfolge über die Haut. Seeschlangen, viele Amphibien und auch Weichschildkröten atmen auf diese Weise. Doch die Haut der Moschusschildkröte ist dick, verhornt und es finden sich wenige Gefäße darunter. Atmen kann sie damit nicht.