Von wegen schwerfällig und harmlos: Auf den Seychellen haben Forscher eine Riesenschildkröte erstmals dabei gefilmt, wie sie einen jungen Vögel jagt und tötet – ein für Schildkröten nie zuvor dokumentiertes Verhalten. Das Reptil stapft gezielt mit aggressiv geöffnetem Maul auf den Jungvogel zu, beißt zu und vertilgt das Küken anschließend. Die Wissenschaftler vermuten, dass dies kein Einzelfall ist und dass zumindest die Riesenschildkröten ihren Speiseplan häufiger mit Fleisch ergänzen.
Die Riesenschildkröten der Galapagos und Seychellen galten bislang als strikte Pflanzenfresser. Sie spielen in den Ökosystemen ihrer Heimatinseln eine wichtige Rolle als Ökosystem-Ingenieure und Top-Herbivoren. Es wird vermutet, dass erst das Leben auf den Inseln es den Vorfahren dieser schwergewichtigen Riesen ermöglichte, ihre ungewöhnliche Größe zu erreichen. Weil diese Tiere schwerfällig und noch dazu wechselwarm sind, galten sie bislang als eher harmlos und vergleichsweise „simpel“ gestrickt.
Ende eines Seeschwalben-Nestlings
Doch das täuscht, wie nun ein Video von der Seychellen-Insel Frégate Island beweist. Der Film zeigt, wie eine Riesenschildkröte gezielt auf eine junge Noddiseeschwalbe losgeht. Der noch nicht flugfähige Jungvogel sitzt auf einem Baumstamm und die Schildkröte stapft zielstrebig, wenn auch eher in Zeitlupe auf den Vogel zu, während der Vogel immer weiter zurückweicht. Die Schildkröte verfolgt sie mit offenem Mund und zurückgezogener Zunge – ein Ausdruck der Aggressivität.