Gliederschmerzen, Schüttelfrost, Fieber, Husten, zum Teil verbunden mit Atemnot: Auch wenn alle Symptome auf den ersten Blick für eine Grippe sprechen, kann es sich trotzdem um eine seltene Form einer Allergie beim Menschen handeln. Ausgelöst wird diese so genannte exogene allergische Alveolitis (EAA) durch hohe Konzentrationen von Schimmelpilzen und bestimmten Bakterien. Besonders betroffen sind Beschäftigte in der Abfall-, Land- und Forstwirtschaft sowie an Lager- und Umschlagplätze von Futter- und Lebensmitteln. Überall dort, wo es feucht ist, vermehren sich die Mikroben explosionsartig, so der Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften.
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Das Tückische: Die Erkrankung tritt häufig erst mehrere Jahre auf, nachdem ein Beschäftigter seine Stelle angetreten hat. Beschwerden haben die Betroffenen dabei nicht während der Arbeitszeit, sondern nach Feierabend. Der Bezug zum Arbeitsplatz wird deshalb nicht selten übersehen.
Zwei aktuelle Beispiele des Berufsgenossenschaftlichen Forschungsinstituts für Arbeitsmedizin (BGFA) demonstrieren dies: Die hier begutachteten Männer arbeiteten beide mehr als ein Jahr in der Abfallwirtschaft bevor sie erkrankten. Sie hielten es sogar noch einige Jahre trotz starker Beschwerden aus, bis der Zusammenhang mit der Arbeit erkannt wurde und sie ihren Job endgültig aufgaben.
Einer der Männer sortierte in einer Wertsortieranlage Müll aus dem gelben Sack, der andere Biomüll in einer Kompostieranlage. Beide standen dabei an Sortierbändern, über die der zu sortierende Müll transportiert wird. Trotz Belüftungsschächten über den Köpfen der Arbeiter, waren die Beschäftigten hohen Konzentrationen an Mikroorganismen ausgesetzt.
Keine Langzeitschäden
Als die beiden Arbeiter im BGFA untersucht wurden, hatten sie bereits rund 15 Monate ihre jeweiligen Arbeitsstellen aufgegeben. Beide Patienten hatten sich erholt, Langzeitschäden sind nicht zurückgeblieben. Das macht aber auch eine Diagnose schwierig. Die Kriterien einer EAA lassen sich nach so langer Zeit nicht mehr vollständig erfüllen.
„Die typischen Veränderungen der Lungenfunktion und des Röntgenbildes sind oft nicht mehr feststellbar“, erklärt Dr. Jürgen Bünger, Arbeitsmediziner am BGFA, „dafür aber die spezifischen Antikörper, die lange persistieren“. Diese Antikörper zeigen, dass die Beschäftigten auf die Mikroorganismen am Arbeitsplatz reagiert haben.
(idw – Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften, 23.03.2007 – DLO)