Bei den meisten Tieren wird das größte und aggressivste Männchen der Herde das Alphatier. Doch bei den Schimpansen kann politisch kluges Taktieren auch kleineren Männchen zum Erfolg verhelfen. Entscheidendes Werkzeug dabei ist das Groomen, die soziale Fellpflege.
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Wissenschaftler der Universität von Minnesota beobachteten in einer zehn Jahre dauernden Langzeitstudie männliche Schimpansen im Gombe Nationalpark in Tansania. Sie untersuchten, welche Verhaltensweisen diese im Wettkampf um die Alpha-Position ihrer Gruppe einsetzten. Drei Tiere standen dabei besonders im Fokus. Alle drei schafften es im Laufe der Zeit, zum Alphamännchen zu werden und diese Position auch zu halten – aber interessanterweise mit unterschiedlichen Strategien.
Groomen als Schlüssel?
Frodo, ein sehr großes und aggressives Männchen verließ sich wie erwartet ganz auf seine körperliche Überlegenheit. Zudem ließ er sich von seinen Artgenossen zwar groomen, übte diese Art der sozialen Fellpflege aber seinerseits nicht bei anderen aus. Ganz anders dagegen Wilkie, ein Männchen, das eher klein und leicht war. Er schien seine Position vor allem durch geradezu obsessive Fellpflegeangebote bei sowohl Weibchen als auch Männchen seiner Gruppe zu festigen. Freud dagegen, ein Männchen der mittleren Größe, nutzte ein Kombination beider Strategien, indem er sowohl eifrig groomte, aber auch aggressiv werden konnte.
„Wir wussten, dass Frodo ein Tyrann und ein schlechter Groomer war”, erklärt Anne Pusey, Leiterin des Jane Goodall Instituts für Primatenforschung an der Universität von Minnesota. „Aber wir wussten nicht, wie stark das Groomingverhalten mit der Körpergröße korreliert. Tatsächlich scheinen größere Männchen sich stärker auf physische Angriffe zu verlassen um ihre Dominanz zu zeigen, kleinere Männchen dagegen groomen ihre Artgenossen, um sich breite Unterstützung zu sichern.
Erster Nachweis von strategischer Bedeutung der Fellpflege
„Wir planen nun, weitere Alphamännchen zu beobachten um herauszufinden, ob das Groomen eine verbreitete Strategie ist, die kleinere Männchen einsetzen, um Rivalen zu beschwichtigen oder kooperative Allianzen zu pflegen”, so Pusey. Ihre jetzt in der Fachzeitschrift „American Journal of Primatology” veröffentlichte Studie ist die erste, die zeigt, dass das Groomen von Schimpansen auch als Strategie zur Dominanzerhaltung eingesetzt wird.
(University of Minnesota, 04.02.2009 – NPO)