Forscher haben herausgefunden, welche Einflüsse der Sauerstoffgehalt in den Schleimhäuten auf den Heilungsprozess einer Chlaymdien-Infektion hat. Durch diese Erkenntnisse wird deutlich, warum die Krankheit bislang oft nicht oder nur schwer therapierbar ist, schreiben die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS).
Bisher galt als ungelöst, warum viele Bakterien die Antibiotika-Behandlung überleben – und dass, obwohl sie keine Resistenzen gegen diese Wirkstoffe entwickelt haben.
Die häufigste sexuell übertragene Krankheit weltweit
Die bakterielle Infektion mit Chlamydien ist die am häufigsten sexuell übertragbare Krankheit weltweit. Besonders Frauen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren sind von der Erst-Ansteckung betroffen. Die Erkrankung ist tückisch: Viele der Betroffenen bleiben symptomlos, die Infektion wird oft erst nach vielen Jahren bemerkt.
Die Folgen können gravierend sein: Allein in Deutschland sind geschätzte mehr als 100.000 Frauen aufgrund einer chronischen Chlamydien-Infektion ungewollt kinderlos, mehr als eine Million Frauen gelten als infiziert, die Zahlen der Erst-Infektionen steigen von Jahr zu Jahr drastisch an.
Ungewollte Gäste
Professor Dr. Jan Rupp vom Exzellenzcluster Entzündungsforschung hat jetzt mit seinem Team Besonderheiten über diese Bakterien-Spezies herausgefunden, die den Umgang und die Therapie mit den ungewollten Gästen revolutionieren können: „Chlamydien setzen sich in den Schleimhäuten von Männern und Frauen fest und können dort jahrelang unbemerkt leben. Wir haben jetzt entdeckt, dass die natürliche Immunantwort des Menschen gegen Chlamydien nur funktioniert, wenn genügend Sauerstoff in den Schleimhäuten vorhanden ist.“
Nur dann können Chlamydien effizient bekämpft werden, denn sie suchen sich bevorzugt eine sauerstoffarme Umgebung aus, in der sie sich einnisten und vermehren. Da der Sauerstoffgehalt im Eileiter der Frau, wie auch an anderen Stellen im menschlichen Körper, Schwankungen unterworfen ist, hängt es den Forschern zufolge von der jeweiligen momentanen Konstitution und Verfassung ab, ob die Chlamydien eine Chance zum Überleben haben, oder nicht. Treffen die Bakterien auf eine sauerstoffarme Umgebung, wachsen sie.
Körper nimmt Wachstum als Entzündung wahr
„Dieses Wachstum wird im Körper als Entzündung wahrgenommen. Es hat zur Folge, dass der Körper Botenstoffe zur Entzündungsbekämpfung schickt, die dann ‚vor Ort‘ wiederum Sauerstoff verbrauchen und damit die Bedingungen für weiteres Chlamydien-Wachstum begünstigen. Und dies führt dann häufig zu langfristigen Entzündungen“, erklärt Rupp.
Diese Forschungsergebnisse sind neu und liefern wichtige Erkenntnisse für die nächsten Schritte. Rupp zu den Hintergründen der Forschungen: „Bisher wurden die Bakterien im Labor – und das bedeutet, mit Raumluft – untersucht. Im menschlichen Körper indes herrschen andere Sauerstoffbedingungen und deswegen haben wir unsere Forschungen unter diesen realen Bedingungen durchgeführt – und sind damit auch zu diesen ganz neuen Erkenntnissen gekommen. Wir werden jetzt weiter daran arbeiten heraus zu finden, wie die Zusammenhänge zwischen Immunkontrolle des Menschen und Sauerstoffgehalt im menschlichen Körper sind.“
(Exzellenzcluster Entzündungsforschung, 02.12.2010 – DLO)