Trickreiche Insekten: Wenn Schmetterlinge und Motten nah genug über Blüten hinwegfliegen, ziehen sie dabei automatisch deren Pollenkörner an, wie Biologen herausgefunden haben. Demnach sorgen elektrostatische Anziehungskräfte dafür, dass der Pollen wie durch einen Traktorstrahl aus der Blüte auf den Körper des Bestäubers gesogen wird. Künftig könnte sich diese Superkraft auch landwirtschaftlich nutzen lassen.
Viele von uns haben als Kind wahrscheinlich schon einmal einen Luftballon über den Kopf gerieben, um dann zu bewundern, wie die eigenen Haare auf einmal zu Berge stehen und von dem Ballon angezogen werden. Physikalisch verändert das Gummi durch die Reibung die Verteilung der Elektronen, sodass der Ballon negativ und die Haare positiv geladen sind. Und da sich gegensätzliche Ladungen anziehen, streben die Haare zum Ballon.
Geladene Tiere
Mit solchen elektrostatischen Anziehungskräften lässt sich aber längst nicht nur herumalbern. Tatsächlich setzen einige Tiere sie sogar gezielt ein. So lassen sich etwa Zecken mithilfe von statischer Elektrizität über mehrere Zentimeter hinweg auf ihren Wirt katapultieren. Und Bienen, die sich über ihren Flügelschlag elektrisch aufladen, nutzen diesen Umstand wahrscheinlich, um damit Pollenkörner aus Blüten anzuziehen.
Sam England und Daniel Robert von der University of Bristol haben nun erstmals auch die elektrostatischen Talente von Schmetterlingen und Motten erforscht. Bislang war zum Beispiel unklar, ob die flatternden Bestäuber sich überhaupt elektrisch aufladen können, denn ihr Flügelschlag ist im Vergleich zu dem von Bienen und Hummeln deutlich langsamer und erzeugt deshalb womöglich nicht ausreichend Reibung mit der Luft.