Wie das Wissenschaftsmagazin „Nature Genetics“ berichtet, haben Forscher neue Genmutationen identifiziert, die Schuppenflechte verursachen. Erbgutbausteine aus der Interleukin-Gruppe, insbesondere das IL-23 sowie Überträgermoleküle für den so genannten Tumornekrose-Faktor (TNF-alpha) erwiesen sich bei untersuchten Psoriasis-Patienten als verändert. Bisher war vor allem ein Gen der HLA-Gruppe bekannt, das eindeutig für diese entzündliche Hautkrankheit verantwortlich ist.
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„Die Entzündungsregulierung im menschlichen Körper ist ein kompliziertes Netzwerk. Die Ergebnisse der Studie sind ein entscheidender Baustein zu verstehen, warum manche Menschen eine Fehlregulierung des Immunsystems haben, die eine Schuppenflechte begünstigt“, sagt Dr. Michael Weichenthal von der Universität Kiel bzw. vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein.
6.400 Psoriasis-Patienten untersucht
Zusammen mit seinem Kollegen Dr. Andreas Rüther sowie amerikanischen Wissenschaftlern von der Universität von Michigan hat er die neue Studie durchgeführt. Im Rahmen des Genomforschungsverbundes wurden die Gene von über 6.400 Psoriasis-Patienten mit den Genen von über 5.000 gesunden Menschen verglichen.
Die identifizierten Gene betreffen nach Angaben der Wissenschaftler Botenstoffe des Immunsystems, die für die Aktivierung und Deaktivierung von weißen Blutkörperchen zuständig sind. Sie sorgen für die subtile Balance zwischen notwendiger Abwehr, beispielsweise gegenüber Bakterien, und der damit verbundenen Entzündung. Ist das Kommunikationsnetz des fein regulierten Immunsystems gestört, so können beispielsweise Autoimmunerkrankungen entstehen: Der Körper reagiert auf eigene Zellen mit Entzündung.
Weitere Forschung nötig
„An dieser Stelle sind weitere, intensive Forschungen nötig. Wir wissen jetzt, welche zusätzlichen Gene bei der Schuppenflechte eine Rolle spielen, nun gilt es, die verantwortlichen Mutationen zu identifizieren und ihren Einfluss bei der Krankheitsentstehung zu verstehen“, erklärt Rüther, der das Kieler Projekt im Rahmen des Nationalen Genomforschungsnetzes (NGFN) koordiniert.
Obwohl eine Behebung der genetischen Veränderungen, zum Beispiel im Sinne einer Gentherapie, derzeit kein Thema ist, bedeutet die Entdeckung einen weiteren Schritt in Richtung zielgerichteter Therapie, um unerwünschte Nebenwirkungen von Arzneistoffen zu minimieren. „Können wir die molekularen Veränderungen exakt festlegen, so kann man Wirkstoffe ‚bauen‘, um gezielt diese Veränderungen zu beeinflussen“, so Weichenthal.
1,6 Millionen Menschen betroffen
In Deutschland sind etwa 1,6 Millionen Menschen von Schuppenflechte betroffen. Schuppenflechte ist zu einem großen Anteil erblich bedingt, kann aber durch verschiedene Umweltfaktoren ausgelöst werden, wie beispielsweise Infektionen, psychischen Stress oder Medikamente. In den meisten Fällen – 70 bis 80 Prozent – ist nur die Haut befallen, die Krankheit kann sich aber auch auf die Gelenke und Nägel ausbreiten.
Klassisch wird in schwächeren Fällen mit Licht oder Salben therapiert. In schweren Fällen der Psoriasis helfen nur Medikamente, die oft das Immunsystem zu weiten Teilen stilllegen, wie beispielsweise Cortison. Erst die genaue Kenntnis der Krankheitsvorgänge macht die Entwicklung von Medikamenten möglich, die das Immunsystem weniger schwächen und damit weniger Nebenwirkungen entfalten.
(idw – Universität zu Kiel, 29.01.2009 – DLO)