Tierischer Selbstmord: Oktopus-Weibchen ändern nach der Eiablage drastisch ihr Verhalten und führen durch Hungern und Selbstverstümmelungen ihren Tod selbst herbei. Was diesen tödlichen Verhaltenswandel auslöst, könnten Forschende nun herausgefunden haben. Demnach schüttet die Sehdrüse der Kopffüßer eine Art „Selbstmord“-Botenstoff aus. Das Überraschende jedoch: Dabei handelt es sich um eine Vorstufe des Cholesterins, die auch beim Menschen vorkommt.
Tintenfische sind für ihre hohe Intelligenz und ihre Farbwechsel-Fähigkeit bekannt, auch die Genomstruktur dieser wirbellosen Tiere ist einzigartig. Doch speziell bei den Oktopussen gibt es noch eine Besonderheit: Trotz ihres hohen Entwicklungsstands und großen Gehirns sterben sie ungewöhnlich früh – und tragisch: Nach ihrer ersten Eiablage bewachen die Weibchen ihre Eier und hungern sich dabei buchstäblich zu Tode. Sogar Selbstverstümmelung wurde schon beobachtet. Das Schlüpfen ihrer Jungen erlebt die Oktopusmutter meist nicht mehr.

Oktopus-Sehdrüse im Visier
Was aber ist der Auslöser für dieses Selbstmord-Programm der Oktopusse? Erste Hinweise darauf hatten Biologen bereits in den 1970er Jahren gefunden: Entfernten sie beim Karibischen Zweifleckenoktopus (Octopus hummelincki) die Sehdrüse nach der Eiablage, überließen die Oktopusmütter ihre Eier sich selbst, fraßen normal weiter und überlebten die Fortpflanzung. Das legte nahe, dass die Sehdrüse der Oktopusse eine Schlüsselrolle bei dem selbstzerstörerischen Verhalten spielt.
Die in Augennähe am Gehirn der Kopffüßer sitzende Sehdrüse hat ähnliche Funktionen wie die menschliche Hirnanhangsdrüse, die Hypophyse. Auch sie produziert vor allem Geschlechtshormone, die unter anderem Paarung und Fortpflanzung regulieren. Möglicherweise, so die Vermutung, waren diese Hormone auch für den merkwürdigen Verhaltenswandel der Oktopus-Weibchen verantwortlich. „Welche Signalstoffe diesem Wandel zugrunde liegen, war jedoch unbekannt“, erklären Z. Yan Wang von der University of Washington in Seattle und ihre Kollegen.