Dominant, aber auch konservativ: Wer diese Wesenszüge an sich entdeckt, der könnte sie seiner Geburt verdanken – oder genauer: der Position in der Geschwisterfolge. Eine Studie italienischer Forscher deutet darauf hin, dass Erstgeborene eher dazu neigen, konservativer zu denken und lieber den Status quo aufrechtzuerhalten als zu rebellieren. Ob die Eltern konservativ eingestellt sind oder nicht, spielt dafür allerdings keine Rolle.
Ob Nesthäkchen oder ältestes Kind: An welcher Position in der Geschwisterfolge wir geboren werden, kann unsere Persönlichkeit beeinflussen. Darauf zumindest deuten einige psychologische Studien hin. Demnach neigen Erstgeborene dazu, dominanter und zielgerichteter zu sein, eher die Führung unter den Geschwistern, aber auch im späteren Leben zu übernehmen. Nesthäkchen dagegen sollen dem Klischee nach eher gewöhnt sein, durch Charme und soziale Talente ihre Ziele zu erreichen. Sie sind zudem offener für neue Erfahrungen. Ob es bei diesen Merkmalen aber tatsächlich um Effekt der Geschwisterfolge handelt oder eher um Klischees, ist umstritten.
Dominant und konservativ?
Eine weitere Theorie zur Geschwisterfolge und ihren Auswirkungen auf die Persönlichkeit stellte der US-Psychologe Frank Sulloway im Jahr 1996 auf. Er ging davon aus, dass Erstgeborene es gewohnt sind, für Ordnung unter den Geschwistern zu sorgen und den Status quo aufrechtzuerhalten. Als Folge sind sie nicht nur dominanter, sondern auch konservativer als ihre jüngeren Geschwister, so die These von Sulloway. Studien, die versuchten, diese Theorie zu prüfen, kamen allerdings bisher zu widersprüchlichen Ergebnissen.
Daniela Barni von der katholischen Universität Mailand und ihre Kollegen haben nun einen erneuten Versuch unternommen, Sulloways These zu testen. An ihrer Studie nahmen 96 italienische Familien mit insgesamt 384 Mitgliedern teil. Die Forscher befragten jeweils beide Eltern und deren erst- und zweitgeborene Kinder anhand eines standardisierten Fragebogens zu ihrer Haltung gegenüber Veränderungen, Ordnung, Tradition und anderen Aspekten, die die Werte und den Konservativismus der Teilnehmer widerspiegelten.