Von wegen typisch menschlich: Die auf Madagaskar lebenden Singaffen nutzen bereits ein Grundprinzip menschlicher Musik in ihren Gesängen – sie halten feste Abstände zwischen ihren Lauten ein. Dies ist der erste Nachweis eines solchen kategorisierten Rhythmus bei einem nichtmenschlichen Säugetier. Die Forscher vermuten jedoch, dass sich solche musikalischen „Grundprinzipien“ unabhängig voneinander bei Singaffen, Singvögeln und Mensch entwickelt haben.
Der Sinn für Musik ist tief in uns verankert. Doch wie weit reichen die biologischen Wurzeln der Musikalität zurück? Klar scheint, dass schon Singvögel viele verblüffend „menschliche“ Prinzipien in ihren Gesängen zeigen – von reinen Intervallen bis zu den Kompositionsregeln eines Bach oder Beethoven. Auch rhythmisch können gefiederte Schlagzeuger punkten. Weniger eindeutig ist dagegen das Musikgefühl bei unseren nächsten Verwandten, den Affen. Immerhin haben Schimpansen aber schon beim Tanzen ein gewisses Taktgefühl bewiesen.
Singende Lemuren belauscht
Dass auch manche Affen zumindest ein Grundprinzip der menschlichen Musik verinnerlicht haben, belegen nun die Indri-Lemuren auf Madagaskar. Diese Primaten sind für ihre gesangsartigen, melodiösen Rufe bekannt. „Alle Mitglieder einer Familie singen in zeitlich koordinierten Duetten und Chorussen“, erklären Chiara De Gregorio von der Universität Turin und ihre Kollegen.
Das weckte die Frage, ob die Indri dabei eines der sechs Grundprinzipien menschlichen Musik zeigen: einen kategorisierten Rhythmus. Er ist dadurch gekennzeichnet, dass Töne immer gleich lang sind – isochroner 1:1-Rhythmus – oder in anderen fest abgestuften Dauern vorkommen. Beim 1:2-Rhythmus sind beispielsweise einige Noten genau doppelt so lang wie die vor und nach ihnen folgenden. In der menschlichen Musik ergibt sich aus solchen Intervallen auch der Takt.