Nikotinpflaster war gestern: Wer sich das Rauchen abgewöhnen will, kann künftig zum Smartphone greifen. Denn Forscher haben eine Spiele-App entwickelt, die genau dabei helfen soll. Ihr spielerischer Ansatz vereint Spaß mit subtilen Gesundheitsbotschaften und lenkt zudem ganz einfach ab – offensichtlich mit Erfolg: In London kommt die App bereits bei offiziellen Entwöhnprogrammen zum Einsatz.
Alle Jahre wieder fassen sich viele Menschen zum Jahreswechsel gute Vorsätze. Sie sagen sich von unliebsamen Gewohnheiten los und wollen künftig einiges besser machen. Ein Klassiker unter den ambitionierten Vorhaben für das Neue Jahr: Endlich mit dem Rauchen aufhören! Doch das ist leichter gesagt als getan.
Nur wer konsequent die richtige Strategie verfolgt, kann sein Ziel am Ende wirklich erreichen. Manche vertrauen dabei auf Nikotinpflaster und -kaugummis, andere setzen auf E-Zigaretten als weniger schädlicher Ersatz für den Übergang, wieder andere greifen bei einer akuten Verlangensattacke zum erlösenden Schokoriegel.
Smartphone statt Glimmstängel
Die Londoner Wissenschaftler Hope Caton von der Kingston University und Robert Walton von der Queen Mary University haben für die aufhörwilligen Tabaksüchtigen ihrer Stadt nun eine weitere Idee entwickelt: Wie wäre es, statt zum Glimmstängel zum Smartphone zu greifen und ein lustiges Spiel zu spielen, bis das Verlangen nachlässt?
Gemeinsam haben die Spieleexpertin und der Mediziner versucht, ein unterhaltsames Erlebnis mit konkreten Gesundheitsbotschaften zu kombinieren. Das Ergebnis ist die App „Cigbreak Free“. Sie funktioniert ähnlich wie viele andere Smartphone-Spiele, bei denen die Nutzer Aufgaben lösen müssen, um Punkte zu gewinnen und neue Levels zu erreichen.
Spielerische Erfolgserlebnisse
Das Besondere: Während die Spieler beispielsweise möglichst viele Zigaretten in einer möglichst kurzen Zeit zerbrechen oder ein Zimmer von Tabakrauch befreien, werden sie kontinuierlich manipuliert – ganz subtil und auf eine spielerische Art und Weise. „Viele Leute denken, Spiele sind nur zum Spaß da, tatsächlich können wir durch sie aber auch sehr viel lernen“, erklärt Caton.
So üben die Raucher im Spiel im Prinzip gesunde Verhaltensweisen ein – und bekommen dafür eine Belohnung. Dieser Anreiz sei wichtig, so Caton: „Wer versucht, mit dem Rauchen aufzuhören, hat gerade am Anfang kaum Erfolgserlebnisse, sondern spürt nur Verlangen. Man lebt zwar gesünder, aber das ist nicht so befriedigend, wie die Nachricht zu gewinnen oder einen Goldstern verliehen zu bekommen.“ Kurzum: Das Spiel gibt den Rauchern die Befriedigung, die ihnen fehlt.
Beschäftigung für die Hände
Die App auf dem Smartphone wirkt aber auch auf einer simpleren Ebene: Sie beschäftigt die Hände. Starke Verlangensattacken dauern in der Regel nur wenige Sekunden oder Minuten. Wer diese kurze Zeit mit einem Ersatzmittel zwischen den Fingern verbringt, wird nicht so schnell schwach. Ein weiterer Vorteil: „Rauchen geht oft nur draußen in der Kälte, das Spiel kann man überall spielen, auch im warmen Büro“, sagen die Forscher.
Das Konzept scheint sich bezahlt zu machen: Schon jetzt haben Behörden in fünf Londoner Verwaltungsbezirken „Cigbreak Free“ offiziell in ihre Angebote zur Rauchentwöhnung aufgenommen. Bürger können die App unter anderem kostenlos herunterladen und spielen. Erste Erfahrungen offenbaren, dass das Spiel tatsächlich helfen kann. Wie effektiv die App jedoch wirklich ist, muss sich künftig noch zeigen. Caton und Walton starten bereits in diesem Monat eine dreimonatige Pilotstudie, die die Erfolgsraten genauer erfassen soll.
(Kingston University, 05.01.2017 – DAL)