Biologie

Spinnennetze: Asymmetrie sichert Beuteerfolg

Warum Radnetzspinnen unterschiedliche Netze bauen

Weibchen der Art Cyclosa ginnaga © Akio Tanikawa / CC-by-sa 2.5

Während die meisten Radnetzspinnen kopfunten in ihren Netzen sitzen, haben einige wenige den Kopf oben. Gleichzeitig weisen deren Netze eine andere Symmetrie auf. Wozu dies dient, haben nun Forscher herausgefunden. Sie stellten fest, dass die Kombination von Orientierung der Spinne und Asymmetrie des Netzes die Schnelligkeit und damit den Erfolg der Tiere im Beutefang erhöht.

Radnetzspinnen sitzen fast immer auf der Nabe ihres Netzes mit dem Kopf nach unten, wenn sie auf Beute warten, und bauen asymmetrische Netze, deren unterer Teil größer ist als der obere. Unklar war bisher, wieso die Spinnen dies tun: Sitzen sie kopfunten, damit sie besser fliehen können, wenn sie angegriffen werden? Bauen sie vielleicht asymetrische Netze, weil der Bau im oberen Teil aufwendiger ist? Oder geht es darum, vom Netz gefangene Insekten erreichen zu können, bevor diese fliehen?

Forscher der Tokyo Keizai University und der Universität Basel sind diesen Fragen nun nachgegangen. Für ihre Studie untersuchten sie Spinnen der Gattung Cyclosa, von der Bbekannt ist, dass sie sowohl zwischen- als auch innerartliche Unterschiede in der Netzorientierung zeigen. Während die Spinnen vieler Cyclosa-Arten immer kopfunten im Netz sitzen, tragen die Spinnen einiger kleinerer Spezies den Kopf oben. Spinnen der Art Cyclosa confusa wiederum sitzen sogar manchmal kopfoben, manchmal kopfunten und ab und zu auch seitwärts orientiert.

Radnetze einer kopfunten sitzenden Spinne (Cyclosa octotuberculata, links) und einer kopfoben sitzenden Spinne (Cyclosa ginnaga, rechts). Pfeile zeigen die Position der Spinnen, die fein gestrichelte Linie zeigt die geometrische Mitte © Universität Basel

Größerer Netzteil in Kopfrichtung

Die Forscher konnten nun zeigen, dass die Orientierung der Spinnen und die Netzasymmetrie miteinander gekoppelt sind: Kopfoben sitzende Spinnen bauen Netze mit größerem oberen Teil und kopfunten sitzende Spinnen solche mit größerem unteren Teil; seitwärts orientierte Spinnen bauen einigermaßen symmetrische Netze. Zudem besteht ein Zusammenhang zwischen Orientierung,

Größe und Laufgeschwindigkeiten der Spinne: Die kopfoben sitzenden Spinnen waren eher klein und konnten ähnlich schnell aufwärts wie abwärts laufen, um Beute im Netz zu erreichen. Dagegen waren die kopfunten sitzenden Spinnen eher größer und bewegten sich aufwärts deutlich langsamer. Ihre Studie wurde kürzlich in der Fachzeitschrift „Proceedings of the Royal Society B“ publiziert.

Optimale Ereichbarkeit alle Netzbereiche

Aufgrund von Modellrechnungen und Simulationen, die die Forscher auch in der Fachzeitschrift „Naturwissenschaften“ veröffentlicht haben, schließen sie, dass die Orientierung der Spinne und die Asymmetrie des Netzes dem Tier ermöglichen, das ganze Netz innerhalb möglichst kurzer Zeit zu erreichen. Damit zeigten sie, dass die Orientierung der Spinne und die Asymmetrie des Netzes dazu dienen, ihren Beutefangerfolg zu maximieren; denn die in Spinnennetzen gefangenen Insekten bleiben normalerweise nicht lange dort, sondern versuchen jeweils, möglichst schnell zu entkommen.

(Universität Basel, 19.05.2010 – NPO)

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