Reiher oder Robbe? Offenbar jagte der kreidezeitliche Spinosaurus seine fischige Beute doch nicht aktiv schwimmend und tauchend, wie bisher meist angenommen. Denn dazu war dieser Raubdinosaurier anatomisch nicht geeignet, wie nun Paläontologen anhand neuer Analysen herausgefunden haben. Stattdessen könnte Spinosaurus seiner Beute im Wasser stehend aufgelauert haben – um sie dann durch einen blitzschnellen Schnauzenstoß zu fangen und zu töten.
Mit einer Länge von 16 Metern war der Spinosaurus aegyptiacus eines der größten Raubtiere, die jemals auf der Erde gelebt haben. Doch die pflanzenfressenden Dinosaurier seiner Zeit mussten sich nicht vor ihm fürchten, denn mit seinem krokodilartigen Kiefer und den kegelförmigen Zähne war Spinosaurus wahrscheinlich eher auf den Fang von Fischen und anderen Wassertieren spezialisiert. Wie genau der Urzeitriese seine Beute vor rund 97 Millionen Jahren jagte, ist allerdings weiterhin Gegenstand wissenschaftlicher Debatten.
Robbe oder Reiher?
Manche Paläontologen gehen davon aus, dass der sieben Tonnen schwere Raubsaurier mit dem markanten Rückensegel sich am Rande von Gewässern aufhielt oder wie ein Reiher in sie hineinwatete, um dann blitzschnell mit seiner langen Schnauze und den scharfen Krallen zuzuschlagen. Andere gehen davon aus, dass Spinosaurus halbaquatisch lebte und Fische erbeutete, während er an der Oberfläche schwamm oder ihnen sogar aktiv wie ein Seelöwe hinterhertauchte.
Letztere Hypothese stützt sich vor allem auf einen besonderen Fund aus dem Jahr 2020. Damals war es Paläontologen erstmals gelungen, Schwanzknochen des Urzeitriesen zu bergen. Und anders als erwartet lief der Schwanz des Spinosaurus nicht schmal und spitz wie der anderer Raubsaurier zu, sondern bestand aus verlängerten stacheligen Knochen. Zu Lebzeiten glich der Schwanz daher wahrscheinlich eher dem eines Aals oder einer Kaulquappe und hätte zumindest äußerlich als Ruderorgan getaugt.