Schneller dank blauem Licht: Ein „Lichtdoping“ könnte Sportlern bei abendlichen Sportwettkämpfen bessere Leistungen ermöglichen – darauf deutet nun ein Experiment hin. Setzten sich Radfahrer vor einem Rennen eine Stunde lang blauem Licht aus, waren sie im Endspurt schneller als ohne diese Lichtdusche. Der Grund dafür: Das blaue Licht polt ihre innere Uhr trotz später Stunde wieder auf „wach“ um, wie die Forscher erklären.
Unser natürlicher Tag-Nacht-Rhythmus beeinflusst unseren Stoffwechsel, den Hormonhaushalt und auch die körperliche Leistungsfähigkeit. Doch genau das kann für Leistungssportler zum Problem werden: Viele Sportwettkämpfe finden am späten Abend während der der „Prime Time“ im Fernsehen statt. Weil ihr Körper zu diesem Zeitpunkt bereits auf Ruhe gepolt ist, können viele Athleten nicht mehr ihre volle Höchstleistung erzielen – dafür sorgt unter anderem das Schlafhormon Melatonin.
Blaues Licht vor dem Radrennen
Raphael Knaier und seine Kollegen von Universität Basel haben nun untersucht, ob eine gezielte Lichtbehandlung dieses Problem verhindern kann. Die Idee dahinter: Blaues Licht ist dafür bekannt, die Produktion von Melatonin zu unterbinden und dient dem Körper als Signal für eine Wachphase. Deshalb wollten die Forscher herausfinden, ob vielleicht schon eine kurze Beleuchtung mit blauem Licht die abendliche Leistung von Sportlern erhöhen kann.
Für ihre Studie setzten sie 74 Fahrradsportler vor einem Zweitfahren eine Stunde lang verschiedenen Lichtregimes aus: Eine Gruppe erhielt monochromatisches blaues Licht, eine zweite helles Volllicht und eine Kontrollgruppe eher gedämpftes Licht. Unmittelbar nach der Belichtung folgte der Leistungstest auf dem Fahrrad-Ergometer.
Schneller im Endspurt
Das Ergebnis: Die Exposition mit blauem Licht verbesserte die Leistungen der Athleten vor allem im Endspurt. Sie konnten gerade in dieser kraftraubenden Endphase des Rennens ihr Tempo stärker erhöhen als die Probanden der beiden Kontrollgruppen. Je mehr blaues Licht die Sportler zuvor „getankt“ hatten, desto schneller waren sie im Endspurt, wie die Forscher berichten. Auch die Melatoninwerte der Sportler sanken dosisabhängig ab.
Nach der Behandlung mit hellem Volllicht zeigte sich ebenfalls ein leicht positiver, wenn auch nicht signifikanter Effekt. Dieser könnte dadurch erklärt werden, dass das Vollspektrumlicht ebenfalls blaue Lichtanteile enthält.
Kommt das „Lichtdoping“?
Die Ergebnisse belegen, dass blaues Licht durchaus dazu beitragen kann, die innere Uhr der Athleten zu beeinflussen und ihre Leistung zumindest im Endspurt zu erhöhen – immerhin um rund acht Prozent. Allerdings: Die Maximalleistung der Radfahrer erhöhte sich auch durch das „Lichtdoping“ nicht.
„Da im Spitzensport jedoch selbst geringe Unterschiede relevant sind, soll dies in weiteren Studien genauer untersucht werden“, kommentiert Seniorautor Arno Schmidt-Trucksäss. (Frontiers in Physiology, 2017; doi: 10.3389/fphys.2017.00264
(Universität Basel, 19.05.2017 – NPO)