Stadtleben hinterlässt Spuren: In der Stadt lebende Hummeln haben sich genetisch an das Stadtleben angepasst und unterscheiden sich von ihren Artgenossen vom Land. Nur bei diesen Tieren haben Forscher bestimmte Genmutationen gefunden, die den Stoffwechsel und die Hitzeresistenz der urbanen Insekten verändern könnten. Die Unterschiede sind zwar noch nicht gravierend – aber sie zeigen, wie sich Tiere an das Leben in der Nähe von Menschen anpassen können.
Weltweit sind etliche Tierarten vom Aussterben bedroht, schuld sind meist anthropogene Einflüsse, wie Klimawandel und Landnutzung. Der Mensch kann aber auch als treibende Kraft der Evolution wirken und zur Entstehung neuer Arten führen. Der Lebensraum Stadt ist dabei ein zweischneidiges Schwert: Städte bedrohen den natürlichen Lebensraum vieler Arten, bieten aber auch neue ökologische Nischen. So hat sich in London die Gemeine Stechmücke (Culex pipiens) an ein Leben im U-Bahn Netz angepasst und kann sich nun nicht mehr mit ihren Verwandten von der Oberfläche fortpflanzen.
Auch Hummeln bietet das Leben in der Stadt Vor- und Nachteile: „Einerseits gibt es dank vieler Stadtgärten und Balkone sehr viel Nahrung für die Insekten“, erklärt Panagiotis Theodorou von der Universität Halle-Wittenberg. „Andererseits begünstigen Städte auch das Aufkommen von Parasiten und in Städten ist der Lebensraum von Insekten deutlich stärker fragmentiert.“ Um zu überleben, müssen sich die Insekten demnach an ihre neue Umgebung anpassen. Könnte dieser Vorgang auch im Erbgut der Hummeln zu beobachten sein?
Genmutationen in Stadthummeln
Um dies zu testen, besuchten die Forscher neun deutsche Großstädte und ihre benachbarten ländlichen Gegenden. Dort sammelten sie Hummeln und sequenzierten deren Erbgut. Tatsächlich ließen sich Stadt- und Landhummeln anhand ihrer Gene auseinanderhalten. Im Genom der Stadthummeln fanden die Forscher Genmutationen, die in den Landhummeln nicht auftraten.