Gewichtige Folge: Permanent hohe Anforderungen am Arbeitsplatz können Stress erzeugen – und somit Übergewicht fördern, wie eine Studie zeigt. Interessanterweise gilt dieser Zusammenhang jedoch nur für Frauen. Während die Belastung bei ihnen auf Dauer zu überflüssigen Pfunden führt, scheinen Männer kaum anfällig für diese Stressfolge zu sein. Über die Gründe für diesen Geschlechterunterschied können die Forscher bisher nur spekulieren.
Permanenter Stress hat auch körperliche Folgen – das ist inzwischen hinlänglich bekannt. So kann die psychische Belastung den Blutdruck in die Höhe treiben, das Herzinfarktrisiko erhöhen und das Immunsystem schwächen. Auch Übergewicht gehört zu den möglichen Nebenwirkungen der langfristigen psychischen Belastung.
Allerdings ist nicht jeder Mensch gleichermaßen anfällig für solche negativen gesundheitlichen Folgen. Studien zeigen zum Beispiel, dass sich Frauen in belastenden Situationen stärker stressen lassen als Männer – und somit in vielen Fällen auch körperlich stärker darauf reagieren. Inwiefern dies für die leidliche Stressfolge Übergewicht gilt, hat nun ein Forscherteam um Sofia Klingberg von der Universität Göteborg in Schweden untersucht.
Mehr Pfunde durch Stress
Für ihre Studie werteten die Wissenschaftler Daten von 3.800 Probanden aus Schweden aus, die an einer Langzeituntersuchung teilgenommen hatten. Die Männer und Frauen wurden 20 Jahre lang begleitet und in diesem Zeitraum dreimal auch zu ihrer Situation am Arbeitsplatz befragt: Wie hoch war das Arbeitstempo? Hatten sie in der Regel genügend Zeit, ihre Aufgaben zu erledigen? Fühlten sie sich im Job psychisch belastet? Auf diese Weise wollten die Forscher herausfinden, wie hoch die Anforderung und somit das Stresspotenzial im Arbeitsumfeld war.
Diese Ergebnisse setzten sie anschließend mit dem Körpergewicht der Teilnehmer in Zusammenhang. Dabei zeigte sich: Frauen, die im Job jahrelang hohe Anforderungen erfüllen mussten, waren anfälliger für eine Gewichtszunahme. Demnach legte immerhin rund die Hälfte der besonders belasteten Probandinnen im Laufe des Studienzeitraums erheblich an Pfunden zu. Insgesamt war bei diesen Frauen die Gewichtszunahme rund 20 Prozent größer als bei Probandinnen mit weniger anspruchsvollen Jobs.
Zusammenhang nur bei Frauen
Wie die Wissenschaftler berichten, schien langfristiger Stress im Job dagegen keine Rolle für überflüssige Pfunde bei Männern zu spielen: „Für Männer gab es diesen Zusammenhang zwischen hohen Anforderungen und Gewichtszunahme nicht“, sagt Klingberg. Warum das so ist, darüber können sie und ihre Kollegen bisher nur spekulieren.
„Wir haben die Ursachen noch nicht untersucht. Es könnte aber damit zu tun haben, dass Frauen sich häufig für Haushalt und Familie in besonderem Maße verantwortlich fühlen und auch in diesem Bereich viele Aufgaben übernehmen. In Kombinationen mit hohen Anforderungen im Job bleibt dann kaum noch Zeit, beispielsweise zum Sport zu gehen“, vermutet Klingberg.
In Zukunft wollen die Forscher weiter untersuchen, welche Gruppen von Menschen besonders anfällig für Stress im Arbeitsumfeld sind – und wie sich dies nicht nur auf das Körpergewicht, sondern auch auf Erkrankungen wie Diabetes auswirkt. (International Archives of Occupational and Environmental Health, 2018; doi: 10.1007/s00420-018-1392-6)
Quelle: Universität Göteborg